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„Leto“ Foto: Weltkino

„Das war jetzt also ‚Zoologischer Garten‘“, stellt der strenge ältere Herr fest, der im Leningrader Rockclub der frühen 80er hinter der Bühne administriert. „Und wer kommt als nächstes?“ – „Zuerst ‚Seltsame Spiele‘ und dann ‚Asche‘.“ Seinem Gesicht ist anzusehen, dass ihm die Namen Unwohlsein bereiten, gerade weil sie jenseits der gehüteten Regeln des Sozialistischen Realismus liegen. Die drei Rockgruppen hat es tatsächlich gegeben. Und der Leningrader „Rock-Klub“, in den Kirill Serebrennikov mit den ersten Szenen von „Leto“ führt, gilt als Wiege einer sowjetischen Jugendkultur, die den Aufbruch zur Perestroika markierte. Gefilmt ist das in prächtigem, milchigen Schwarz-Weiß, mit gefakten Super-8-Home-Movies, übermalten Zelluloid und ein paar wunderbaren Musical-Szenen. Es ist ein nachdenklicher Film über die prekäre Balance von innerer und äußerer künstlerischer Freiheit. Serebrennikov selbst wurde kurz vor Ende der Dreharbeiten zu „Leto“ wegen angeblicher Veruntreuung von Fördermitteln verhaftet und unter „Hausarrest“ gestellt.