Der erfinderische Bäcker

Wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, hätte Peter Lüttel der Lingener Familienbäckerei den Rücken gekehrt. „Er sagte mir: Mach bitte was anderes, der Beruf ist hart“, so der 36-Jährige. Lüttel wurde trotzdem Bäcker – aus Leidenschaft, wie er sagt. Seine zweite Leidenschaft, die Technik, hat er darüber aber nicht aufgegeben. Ganz im Gegenteil: Er sucht nach Wegen, seine beiden Interessen zusammenzubringen.

Seine jüngste Idee: Eine kleine Biogasanlage, die mit alten Backwaren statt mit Mais gefüttert wird. „Backwaren bringen dreimal so viel Energie wie Mais“, erklärt Lüttel. Gewinn würde er mit so einer Anlage wohl nicht machen, dazu wäre sie zu klein. Doch darum geht es ihm auch gar nicht. „Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, nicht mehr essbare Backwaren loszuwerden“, sagt er. Denn die werden ein immer größeres Problem. Fünf bis zehn Prozent der Backwaren werden pro Tag weggeschmissen. „Damals konnte man trockenes Brot noch an Bauernhoftiere verfüttern. Das geht heute wegen der Hygienevorschriften nicht mehr“, sagt Lüttel. Für die Entsorgung alter Backwaren müssen Bäcker sogar bezahlen.

Doch auch das Biogas, aus dem im nächsten Schritt Strom und Wärme gewonnen werden, ist wichtig für den Bäckermeister. „Auf Dauer könnte unser Bäckerei mit der Biogasanlage unabhängig vom Markt werden“, sagt er. Zwei zur Umwandlung notwendige Blockheizkraftwerke besitzt die Bäckerei bereits seit mehreren Jahren. Die Backwaren-Biogasanlage existiert bisher allerdings nur als Idee. Angebote gebe es bereits, sagt der Bäckermeister, aber man warte noch auf ein Okay von den zuständigen Behörden.

Bis dahin vertreibt sich Peter Lüttel seine Zeit mit anderen Projekten: zum Beispiel den jüngst gekauften Elektroautos. Gleich zwei hat er davon angeschafft, eins für den Betrieb und eines für seine Familie. Warum? „Ganz einfach: Wann immer wir etwas in die Umwelt investiert haben, haben auch wir Gewinn gemacht.“  KOL