Ein „fürchterlicher Fehler“

Im „Playboy“ erscheint ein Interview mit Ennio Morricone – mit Aussagen, die der nie getätigt hat

Er sei ein „absoluter Chaot“, rede, ohne zu überlegen, mache alles auf den letzten Drücker und seine Filme seien Trash: In einem Interview in der aktuellen Ausgabe des deutschen Playboy zieht Ennio Morricone so über den Regisseur Quentin Tarantino her. Morricone komponierte als renommierter Musikproduzent für Filme wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder Tarantinos „The Hateful Eight“ die Filmmusiken: Brisante Aussagen also von einer bedeutenden Person über eine bedeutende Person, die entsprechend viel zitiert und geteilt wurden.

Dann meldete sich Morricone in einem Statement auf seiner Webseite, bestritt die Aussagen und kündigte an, juristisch gegen den Playboy vorzugehen. Geführt hatte das Interview der freie Musikjournalist Marcel Anders, der für verschiedene Medien arbeitet. Montagabend nahm der Playboy den Journalisten noch in Schutz. Dem Online-Branchenmagazin Meedia sagte ein Sprecher, das Interview habe in Anwesenheit eines Konzertveranstalters stattgefunden.

Doch dann räumte der Chefredakteur des Männermagazins, Florian Boitin, Fehler ein: „Nach jetzigem Kenntnisstand müssen wir davon ausgehen, dass das im Interview gesprochene Wort von ihm [dem freien Autor] in Teilen nicht korrekt wiedergegeben wurde.“ Er bedauere, dass Morricone dadurch in ein falsches Licht gerückt worden sei. Der Verlag Burda, bei dem der Playboy erscheint, prüfe nun auch rechtliche Schritte.

Auch im Kulturmagazin „Corso“ des Deutschlandfunks wurde vor einigen Tagen ein Beitrag des freien Journalisten über Morricone ausgestrahlt. Darin sind auch Zitate des Musikproduzenten zu hören – auf Italienisch, denn, so heißt es im Beitrag, Morricone habe sich geweigert, auf Englisch das Gespräch zu führen. Auch dort äußert er sich über Tarantino, sagt aber laut Übersetzung bloß: „Ich glaube nicht, dass Tarantino mich nochmal anruft. Was nicht heißt, dass ich komplett aufhöre zu komponieren. Nur möchte ich in der Zeit, die mir noch bleibt, lieber Musik machen, die nicht für einen Film ist, die ohne Bilder auskommt.“

Für diesen Beitrag sei das Interview ausgemacht worden, hieß es in einer Erklärung von Morricones Konzertagentur. Die Übersetzerin und der Vertreter der Agentur hätten bestätigt, dass sich der Musikproduzent nicht in der monierten Weise über Tarantino äußert. Die Mitteilung zitiert auch eine Entschuldigung von Marcel Anders. „Ich hätte dem Originalinterview nichts Inkorrektes hinzufügen sollen. Das war ein fürchterlicher Fehler.“ (MBRS)