wortwechsel
: „Kindeswohl!“ Und wenn das Konto nicht mitspielt?

Nach der Trennung oder Scheidung fühlen Eltern sich vielleicht wohler – die gemeinsamen Kinder erst einmal nicht. Welches Betreuungsmodell wählen? Und wer soll was bezahlen?

Mutter und Sohn, unterwegs. Hier: in Dortmund Foto: Marcel Kusch/dpa

„Montags bei der Mutter, dienstags beim Vater“, taz vom 13. 2. 19

Kindeswohl auf Abruf

Das Wechselmodell ist gut gemeint, aber noch lange nicht gut gemacht, das gilt auch für die freiwillige Entscheidung der Familien. Alle Modelle sollen vor einem häufig hoch emotionalen Geschehen funktionieren. Das Kindeswohl ist der zentrale Aspekt. Wenn Eltern sich bis aufs Blut streiten, sind die Kinder immer die Leidtragenden.

Es besteht die Gefahr, sie zu funktionalisieren und zu vergessen, dass sie sich Schuld zuschreiben, das sie sich verantwortlich fühlen für das Trennungsgeschehen. Gerichte sind als Ultima Ratio zur Entscheidungsfindung verpflichtet. Eine angemessene Lösung wird es aber nur dann geben, wenn die Eltern sich früher oder später beteiligen. Eltern können sich trennen, sich verletzen, respektlos miteinander umgehen. Kinder behalten ihre Eltern ein ganzes Leben, für sie sind Eltern nicht zuletzt Identifikationspersonen.

Peter Stolt, Hamburg

Utopisch

Ich glaube nicht, dass ein Wechselmodell umsetzbar ist. Mein Mann lebt in einer anderen Stadt. Wie sollte das gehen? Die Kinder permanent die Schule wechseln lassen? Oder jeden Morgen zwei Stunden zur und zwei Stunden von der Schule heimfahren lassen? Was ist dann mit Freundetreffen, Hobbys? Hat mal jemand an so praktische Dinge gedacht?

Caja auf taz.de

Drei Wohnungen, bitte!

Klar, für die Eltern sehr aufwendig (drei Wohnungen nötig), aber wenn Politik vom Kindeswohl her gedacht wird, sollte dieser Ansatz zumindest diskutiert werden.

Horst Horstmann auf taz.de

Eltern zocken Kinder ab?

„Die Kindergrundsicherung der SPD ist teuer und unsinnig“, taz vom 11. 2. 19

Soso, Herr Butterwegge kennt sich also aus: Eine bedingungslose Kindergrundsicherung ist falsch, weil das Geld ja an die Eltern gezahlt wird, womöglich noch an Frauen, deren Männer sich aus dem Staub gemacht haben und die mit sehr wenig Geld alleine erziehen. Seine Idee: den Eltern mehr zahlen. Geschenkt – das versuchen die Parteien ja schon seit Beginn der Republik und bisher ohne Erfolg. Und Butterwegge versteigt sich zu der Behauptung, dann würden die klammen Eltern oder Alleinerziehenden das Geld für sich behalten. Welch steile These!

Reichere Eltern profitieren von der Steuervergünstigung durch Freibeträge, die das zu versteuernde Einkommen und damit die Steuer reduzieren. Ob diese Eltern dann die Steuerersparnis komplett an ihren Nachwuchs weitergeben – wer weiß das schon? Zumindest versuchen auch arme Eltern ihren Kindern ein halbwegs brauchbares Leben zu ermöglichen.

Da sind 635 Euro, die regelmäßig überwiesen würden, sehr, sehr viel Geld. Einen Verwaltungspopanz mit „Bedürftigskeitsprüfung“ und gönnerhaftem Gewähren von Geldern braucht niemand.

Uwe Barkow Frankfurt a. M.

Was stimmt denn nun?

„Das Erzählte muss natürlich stimmen“, taz vom 7. 2. 19

Herzlichen Dank für das Interview mit Michael Haller, Autor eines Lehrbuchs über die Reportage, und die vielen präzisen und hartnäckigen Nachfragen. Ich habe viel gelernt. Zunächst: Die Überschrift stimmt nicht. Es muss also nicht alles Erzählte stimmen – sondern nur das Wichtige, das Eigentliche. Und was das genau ist – da muss ich schon dem oder der Schreibenden vertrauen.

Ich mochte Reportagen noch nie: Das mühsame Gesuche der wichtigen und interessanten Fakten zwischen Gemenschel, Kleiderbeschreibung, O-Tönen von mittelwichtigen Beteiligten und Landschaftsmalerei ist nicht meins. Wenn ich nicht einmal sichergehen kann, dass die O-Töne von denen sind, von denen geschrieben wird, dass sie sie gesagt haben – und wenn es irgendwie wohl auch nicht so wichtig ist, wie das Wetter wirklich an dem Tag war – am Vortag hat es vielleicht geregnet, da war der Reporter auch schon da, und es beschreibt die gedrückte Stimmung besser … Wo ist die Grenze? Warum soll ich das dann lesen? Für Literarisches ist dann ein Buch doch allemal besser. Silke Karcher, Berlin

Kognitive Dissonanz

„Darf Habeck fliegen?“, taz vom 11. 2. 19

Seltsamerweise handeln diejenigen, denen diese Problematik am stärksten bewusst ist, oft am wenigsten konsequent. Die Wissenschaftler nennen dieses Phänomen „kognitive Dissonanz“: Man weiß, was richtig wäre, aber handelt doch anders. Und man redet sich sein Handeln selbst schön, zum Beispiel durch eine Art von Ablasshandel: „Ich trenne meinen Müll, trinke nur Biokaffee, habe eine Photovoltaik-Anlage … da darf ich auch mal nach La Palma fliegen!“ Weitere Möglichkeiten, das leise mahnende schlechte Gewissen zu beruhigen, sind zum Beispiel die kindliche Trotzhaltung: „Das lasse ich mir nicht nehmen!“ Und ein Lächerlichmachen der Kritiker: „Diese Moralapostel wollen nur noch Heilige!“ Erstaunlich, dass derzeit Jugendliche bei uns vorausschauender, klarer und verantwortungsbewusster denken als die doch so gebildeten, reifen Erwachsenen.

Heike Baumann, Lübeck

Von Holland lernen

„Bis zu 447 Euro monatlich mehr“,

taz vom 3. 2. 9

Wäre eine Mindestrente nach der Dauer eines Wohnsitzes in Deutschland in Höhe von 1050 Euro monatlich ab 65 realistisch? In der BRD natürlich nicht. Bei unserem Nachbarn Niederlande ist dieses Rentenmodell nicht nur realistisch, sondern seit vielen Jahren schon die konkret erfahrbare Rentenwirklichkeit. Aufwachen, bitte! Carl Lewerenz, Bochum

Venezuela und Maduro

„Ein Krieg ist es doch“, taz vom 9. 2. 19

Wie gut es tat, Óscar Torres ganzseitigen Artikel über Venezuela – endlich mit der Maduro-Seite der Geschichte – zu lesen. Ich schreibe nicht, weil ich Maduro als angenehmes Exemplar der Menschheit betrachte, sondern, weil Sie sich, liebe taz, entschieden haben, die andere Narrative im Detail zu präsentieren. Denn diese Seite fand ich bisher nirgends in Mainstream-Medien. Wir kennen die Trump-Macron-Merkel-Seite der Geschichte zur Genüge: Maduro, der sein Volk in die Armut zwingt et cetera.

Die andere Seite: US-amerikanischer – und offenbar auch europäischer – Hass auf alles, was nur vage nach Sozialismus riecht, ihr offenbarer Wunsch, Venezuelas Bodenschätze zu kontrollieren; erst Verarmung durch Ölpreislenkung, bösartige Sanktionen und gezielte Spekulation gegen die Währung, dann Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes und, zuletzt, Krieg.

David Auerbach, Wangen im Allgäu

Monokultur der Macht

„Altmaier legt freien Welthandel ad acta“, taz vom 6. 2. 19

In der Analyse „Nationale Industriestrategie 2030“ von Peter Altmaier fehlt noch ein ungemein wichtiger Punkt, der den erheblichen Reformstau in etlichen Unternehmen kritisch thematisiert. Schließlich könnten viele Firmen bei ihren Innovationen wesentlich besser dastehen, indem sie bei der Besetzung ihrer Führungsebene endlich das Diversitätsprinzip anstatt einer Tunnelblicke fördernden Monokultur beherzigen.

Rasmus Helt, Hamburg

La vie n’est pas rose

„#MeToo: Politiker in Frankreich verklagt Frauen wegen Verleumdung“,

taz vom 6. 2. 19

aus casanovas tagebuch

die welt ist alles

was der phall ist

Jürgen Maruhn, Marburg