KZ stets Unrecht

Vereinigung der „Opfer der NS-Militärjustiz“ streitet für entrechtete und ignorierte Opfergruppen

Die Bundesvereinigung „Opfer der NS-Militärjustiz“ hat die Bundestagsabgeordneten aufgerufen, auch diejenigen ehemaligen KZ-Häftlinge als NS-Opfer anzuerkennen, die von den Nazis als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ diffamiert wurden. Zwar habe das Parlament entsprechende Anträge von Grünen und FDP im ­April beraten, sie aber nur an die zuständigen Bundestagsausschüsse überwiesen, hieß es am Mittwoch.

Die Vereinigung war 1990 in Bremen gegründet worden. Unter Leitung des vor einem Jahr verstorbenen Bremer Friedensaktivisten Ludwig Baumann hat sie durch jahrzehntelanges Engagement die Aufhebung der NS-Militärgerichtsurteile durchgesetzt und die Rehabilitierung sogenannter „Kriegsverräter“ durch den Bundestag erreicht. Jetzt strebt sie an, dass auch anderweitig vom NS-Unrechtsstaat Verfolgte als Opfer anerkannt werden und Genugtuung erfahren. Zwischen 1933 und 1945 wurden mehrere Zehntausend Menschen zu „Asozialen“ oder „Berufsverbrechern“ erklärt und in Konzentrationslagern interniert, oft direkt im Anschluss an eine abgegoltene Haftstrafe. „Zum Opfer dieser brutalen Sozialpolitik konnte jeder werden, der sich bewusst oder unbewusst dem autoritären System entzog, der sozial unangepasst lebte, der sich dem Arbeitsprozess verweigerte oder nicht mithalten konnte“, heißt es im entsprechenden Antrag der Grünen-Fraktion.

„75 Jahre nach Ende des Nazi-Regimes ist im Deutschen Bundestag die Klarstellung überfällig, dass kein Mensch mit Recht in ein NS-Konzentrationslager verschleppt, dort legitim gequält oder gar ermordet wurde“, mahnte nun die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz. Sie bat Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sich für eine Anerkennung von „Asozialen“ und „Berufsverbrechern“ als NS-Opfer einzusetzen. (epd/taz)