Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Berlin rüstet sich mit einem Kunstprogramm, das seinesgleichen sucht. Gefühlte 10.000 Galerien eröffnen in den nächsten Tagen mit aktuellem Programm, die Messen Preview und abc ziehen nächste Woche nach und erstmalig schließen sich eine Reihe Institutionen konsequent als Berlin Art Week zusammen, die an die Berlin Music Week stadtmarketinggerecht anschließt. Ob zwischen Kapital- und Sozialakquise noch Raum für inhaltliche Gespräche über künstlerische Perspektiven bleibt, liegt an jedem selbst. Hin und wieder vom Häppchenhimmel abzurücken könnte helfen. Ein nahezu klinisches Umfeld bietet dazu A Burnt-Out-Case“ in der NGBK. Den bemerkenswerten visuellen Rahmen bietet die Ausstellungsarchitektur von Peter Behrbohm & Markus Bühler, die nach dem Vorbild einer Arbeits-Liegelandschaft aus dem Ford-Bomberwerk des Jahres 1940 entstanden ist. Hinter einer Arbeits-Liegewiese, teilen PVC-Streifen – ähnlich wie in Laboren oder Kühlhäusern – den Ausstellungsraum in Parzellen. Inmitten dieser Gruppenschau, in der sich alles um Arbeit und Beschäftigung in der aktuellsten analytischen Dysfunktion, dem Burn-out dreht, erscheint der Mensch so als labiler, neurotischer Störfaktor, der dringend aufgepeppelt werden muss. In krass gegenteiliger Umgebung findet das Urban-Art-Festival nicht statt. Nachdem Behörden eine der nun wirklich aktuellsten Kunstformen, die Streetart (die selbstverständlich auch auf einer breiten Historie basiert) nicht genehmigt hat, sind selbstverständlich trotzdem Werke auf dem Teufelsberg zu finden. Es wäre aber wünschenswert, dass im nächsten Jahr das Potenzial von Kunst im urbanen Raum voll, aber nicht rücksichtlos ausgeschöpft werden könnte. Immerhin dürfte auch den internationalen Gästen der Berlin Art Week ein Spaziergang im Grünen gut tun.

■ A Burnt-out-Case: bis 14. Oktober, tgl. 12–19, Do–Sa bis 20 Uhr, NGBK, Oranienstr. 25

■ artbase 2012 – Das Urban-Art Festival: www.artbase2012.de, Teufelsberg, Teufelsseechaussee, Berlin-Grunewald