Geschäfts­grund­lage: Men­schen­handel

Arbeitsmangel in der Heimat: 150.000 UganderInnen arbeiten im arabischen Nahen Osten

Nach Angaben des ugandischen Arbeitsministeriums sind derzeit über 150.000 UganderInnen offiziell im Nahen Osten beschäftigt. Sie überweisen jährlich rund 600 Millionen US-Dollar in harter Währung an ihre Familien, steuerfrei. Den meisten gelinge danach mit Hilfe dieses Startkapitals die Gründung eines eigenen Unternehmens, welches wiederum Arbeitsplätze in Uganda schafft, so das Ministerium.

Das Grundproblem: Das kleine ostafrikanische Land hat eine der höchsten Geburtenraten weltweit und damit eine enorme Jugendarbeitslosigkeit. Laut Regierungsangaben sind 78 Prozent der rund 42 Millionen Ugander unter 35 Jahre alt. Die Volkszählung von 2018 ergab, dass rund 1,2 Millionen Ugander im Alter zwischen 15 und 30 Jahren keiner Beschäftigung nachgehen. Die meisten jungen Leute arbeiten im informellen Sektor auf Tageslohnbasis. Es gibt kaum Industrie und damit wenige Arbeitgeber im Land. Über die Einführung eines Mindestlohns wird seit Langem debattiert – er ist nie erfolgt.

Viele junge Menschen schauen sich daher nach Jobs im Ausland um. Nach Angaben von Moses Binogades, dem Beauftragten für Menschenhandel in Ugandas Immigrationsbehörde, werden immer mehr Ugander illegal ins Ausland vermittelt. Allein im ersten Halbjahr 2019 habe man 2.300 Ugander am Flughafen Entebbe aus den Händen von Schleppern befreit, die keine Lizenzpapiere zur Arbeitsvermittlung besäßen.

Seit 2017 benötigen die Rekrutierungsfirmen diese Lizenz. Mit Jordanien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten hat Uganda jeweils bilaterale Abkommen unterzeichnet, die die Arbeitsbedingungen regulieren. Weitere Verhandlungen mit Katar seien abgeschlossen. In den jeweiligen ugandischen Botschaften seien Konsularbeamte beauftragt worden, als Ansprechpartner für die Arbeitsmigranten zu dienen.

In diesem Jahr wurden zehn Firmen die Lizenz entzogen, darunter auch der Firma Middle East Consultant. Im August verhafteten Beamte der Antikorruptionsbehörde deren Manager am Flughafen, als er gerade dabei waren, 27 Frauen in den Flug nach Dubai einzuchecken. Sie waren im Besitz gefälschten Lizenzpapiere. Vor Gericht wurden sie wegen Menschenhandels angeklagt. Das Verfahren läuft noch.

Simone Schlindwein