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: Konversionstherapie und Kanzelkultur

Kann es ein richtiges Lieben im falschen Katholizismus überhaupt geben?

Die sogenannte Konversionstherapie ist eine queerfeindliche, meist religiöse Praxis. Sie unterstellt, dass queeres Begehren oder queere Geschlechter falsch sind und „behoben“ gehören. Oder, in einer etwas softeren Variante, dass es besser für Menschen ist, cis-hetero zu sein – zum Beispiel, um zu Gott zu finden.

Solche Behandlungen sind in Deutschland seit diesem Jahr verboten, wenn sie an Minderjährigen – oder bei Erwachsenen unter Zwang – vorgenommen werden.

Ein ähnliches Gesetz hat die kanadische Regierung kürzlich auf den Weg gebracht und den Missmut der katholischen Kirche geerntet. Die kanadische Bischofskonferenz schreibt in einer Mitteilung zu dem Gesetzentwurf: „Handlungen und gut gemeinte Maßnahmen, die bisher rechtmäßig sind und auch nützliche Ziele zur Unterstützung Einzelner darstellen, könnten nun strafrechtlich verfolgt werden.“

Das macht neugierig: Welche nützlichen, hilfreichen Dienstleitungen kann man bei der katholischen Kirche in Kanada in Anspruch nehmen, die allzu schnell mit Konversionstherapie zu verwechseln sind?

Die Regierung Trudeau will mehrere Handlungen unter Strafe stellen: Minderjährige einer Konversionstherapie unterziehen, auch im Ausland; eine erwachsene Person dazu bringen, sich gegen ihren Willen einer Konversionstherapie zu unterziehen, sowie Werbung für derlei Praktiken. Konversionstherapie wäre dabei laut Definition des Gesetzentwurfs alles, was „darauf abzielt, die sexuelle Orientierung einer Person zu heterosexuell oder Ge­schlechts­iden­tität zu cisgender umzuwandeln oder nicht heterosexuelles Begehren oder sexuelles Verhalten zu unterdrücken oder zu verringern.“

Die Bischöfe schreiben, das Gesetz gefährde das Vorrecht von Eltern, ihre Kinder „gemäß ihren legitimen und ethischen religiösen Überzeugungen zu erziehen“. Sie befürchteten staatliche Eingriffe in den PRIVATRAUM. Und verweisen noch auf die „gefährlichen Auswirkungen der Genderideologie“.

Die Sache mit dem staatlichen Eingriff in den Privatraum ist ein beliebtes, aber hohles Argument: Das heißt Kinderschutz und gibt es schon. Und zweitens ist erstaunlich, dass es für die Würdenträger des kanadischen Katholizismus offenbar immer noch keine denkbare Variante von Christentum gibt, in der Geschlecht und Sexualität einer Person niemanden etwas angehen – außer sie selbst. pwe