Unter Terrorvorwurf festgenommen

Nach Treffen auch mit dem deutschen Botschafter werden Menschenrechtler in Ägypten verhaftet

Aus Kairo Karim El-Gawhary

Drei prominente Menschenrechtler sind in den vergangenen drei Tagen in Ägypten festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Mitglieder einer terroristischen Organisation zu sein. Die drei arbeiten für die Egyptian Initiative for Personal Rights (EIPR), eine der wenigen verbliebenen Menschenrechtsgruppen im Land. Deren Chef, Gasser Abdel Razek, dokumentiert seit zwei Jahrzehnten Menschenrechtsverletzungen in Ägypten, egal ob unter dem einstigen Diktator Husni Mubarak, dem Muslimbruderpräsidenten Muhammad Mursi oder in den letzten Jahren unter dem ehemaligen Militär- und jetzigen Staatschef Abdel Fatah El-Sisi.

Nun wurde er selbst zum Opfer: Am Donnerstag wurde er zu Hause abgeholt, in der Nacht verhört und am Freitagmorgen angeklagt, einer terroristischen Gruppierung anzugehören und Falschmeldungen verbreitet zu haben. Bereits zuvor waren zwei weitere EIPR-Mitarbeiter verhaftet worden.

Noch wenige Stunden vor seiner eigenen Verhaftung hatte Gasser Abdel Razek erklärt, dass die Festnahme seiner Mitarbeiter in einem direkten Zusammenhang mit einem Treffen seiner Organisation mit 13 Botschaftern und Botschaftsstellvertretern am 3. November stehe. Bei diesem Treffen waren der deutsche, belgische, dänische, französische, italienische, niederländische, spanische und der Schweizer Botschafter zugegen.

Auf Nachfrage ist aus Kreisen des Auswärtigen Amts in Berlin zu vernehmen, die Bundesregierung sei sehr besorgt über die Verhaftung und setze sich intensiv für die Freilassung der Menschenrechtler ein. Die Verhaftungen stellten „eine neue Qualität des Vorgehens gegenüber der ägyptischen Zivilgesellschaft“ dar.