Spuren der Vergangenheit

Früher spielte der Bassbariton in einer Heavy-Metal-Band

Eine Jugendsünde hat ihn eingeholt. Wegen eines Hakenkreuz-Tattoos, das früher auf seiner Brust prangte, hat der russische Opernstar Ewgeni Nikitin nur wenige Tage vor der Premiere am Mittwoch seinen Auftritt bei den Bayreuther Festspielen abgesagt.

Der 38-jährige Nikitin ist in der bunten Opernwelt eine besonders schillernde Erscheinung. Sein Auftritt in Bayreuth sollte den Höhepunkt seiner bisherigen Karriere bilden. Daraus wurde nichts. In einem TV-Bericht am Freitag waren alte Aufnahmen zu sehen, die den Bassbariton mit nacktem Oberkörper beim Schlagzeugspiel zeigten und in denen deutlich das tätowierte Nazi-Symbol zu erkennen war. Daraufhin verkündete er nach einem Gespräch mit der Festspielleitung in Bayreuth am Samstag seinen Rücktritt von der Rolle des „fliegenden Holländers“.

Ewgeni Nikitin stammt aus Murmansk und studierte am Rimski-Korsakow-Konservatorium in St. Petersburg. Schon damals trat er als Solist am Mariinski-Theater auf, seitdem gastierte er weltweit auf großen Bühnen wie der Metropolitan Opera in New York oder der Bayerischen Staatsoper in München.

Früher aber spielte er in einer Heavy-Metal-Band. Aus dieser Zeit stammen auch seine Tattoos, von denen er sagt, dass sie für ihn lediglich eine spirituelle Bedeutung hätten. Tatsächlich gilt das Hakenkreuz in weiten Teilen Asiens bis heute traditionell als Glückssymbol.

„Alle meine Freunde hatten Tattoos, es gehörte einfach zu unserer Underground-Kultur“, beteuert Nikitin. „Ich war nie Teil einer politischen Partei und bin es auch heute nicht.“ Das Tattoo, das er längst durch ein anderes Motiv ersetzen ließ, nennt der 38-Jährige gleichwohl einen „großen Fehler“.

Die Festspielleitung begrüßte Nikitins Rückzug, der „im Einklang mit der konsequent ablehnenden Haltung der Festspielleitung gegenüber jeder Form nationalsozialistischen Gedankenguts“ stehe. Das Opernfestival, das ausschließlich den Werken Richard Wagners gewidmet ist, kann auf eine dunkle Vorgeschichte zurückblicken: Wagner, dessen Antisemitismus notorisch war, galt nicht nur als der Lieblingskomponist Adolf Hitlers. In der NS-Zeit war das Festival auch eng mit dem damaligen NS-Regime verbandelt.

An Nikitins Stelle wird nun der Bassbariton Samuel Youn, der ohnehin als Zweitbesetzung vorgesehen war, dessen Rolle übernehmen. DANIEL BAX