Energiewende Marke Eigenbau

KLIMASCHUTZ Die Gemeinde Krummesse will ihren Energiebedarf komplett selbst decken. Ein Ökokraftwerk und Gebäudeisolierung sollen es richten. Doch das funktioniert nur, wenn die Dorfbewohner mitspielen

Für die Biogas-Anlage muss erst noch ein solventer Landwirt gefunden werden

Ein Dorf will den Kohle- und Atomstrom abschalten: Die Gemeinde Krummesse in Schleswig-Holstein hat ein Energiemodell entwickelt, nach dem zunächst alle öffentlichen Gebäude isoliert und mit Wärme aus Biogas und erneuerbaren Energien versorgt werden sollen. „Wir gehen davon aus, dass sich dann möglichst viele private Hausbesitzer anschließen werden“, sagt Bürgermeister Friedhelm Michaelis. Das Vorhaben des Dorfs mit 2.600 Einwohnern sei „bislang einmalig“ im Land.

Im Jahr 2006 hatte die Gemeinde eine große, Wärme gedämmte Sporthalle gebaut – und die Krummesser merkten plötzlich, dass die Heizung der alten, kleinen Halle weiterhin genügte. Nun soll das Prinzip auf den ganzen Ort übertragen werden.

Noch in diesem Jahr steht der Bau eines Blockheizkraftwerks an, das neben Strom auch Wärme produziert und deshalb sehr effizient arbeitet. Die Wärme, so der Plan, wird dann über ein Leitungsnetz zu den Häusern transportiert. Die Kosten trägt die Gemeinde selbst. Als letzter Schritt ist eine Biogasanlage geplant, die das Dorf vollends unabhängig von äußeren Energiequellen machen soll. Für die Anlage, die eine siebenstellige Summe kostet, muss erst noch ein solventer Landwirt gefunden werden.

Auch wie viele Einwohner mitmachen, ist offen. Denn nur die Hausbesitzer dürfen sich ans Netzwerk anschließen, die ihre Gebäude Wärme dämmen lassen. Das aber ist teuer.

Torsten Bastian, Vorsitzender des Krummesser Energiebeirates, ist zuversichtlich. Einige Landwirte hätten sich aufgeschlossen gezeigt, und für die Anwohner rechne sich die Sanierung: „Bis zu 50 Prozent der Energie wird eingespart. Das deckt die Kosten meist.“

Die Gemeinde arbeitet eng mit der Fachhochschule Lübeck zusammen. Das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium fördert die wissenschaftliche Begleitung mit 52.500 Euro. Wenn alles klappt, soll Krummesse zum Modell für andere Gemeinden werden.