Je höher das Treppchen, desto mehr Förderung

Spielgeld (6) Um an den Olympischen oder Paralympischen Spielen teilnehmen zu können, sind die meisten Athleten auf Unterstützung angewiesen. Erst seit wenigen Jahren sind Sport­le­r:in­nen mit und ohne Einschränkungen dabei gleichgestellt

Von Hagen Gersie

Der Traum ist klar: einmal bei den Olympischen oder Paralympischen Spielen teilnehmen. Für die 23-jährige Hindernisläuferin Lea Meyer geht er dieses Jahr in Erfüllung. Mitte Juni erreichte sie in Nizza überraschend die Olympianorm über 3.000 Meter. Nun wird sie Anfang August in Tokio an den Start gehen.

Soll so ein Traum wie bei Lea Meyer Wirklichkeit werden und vielleicht sogar mehr als einmal, braucht es jedoch finanzielle Unterstützung – gerade für einen Leistungssport, der höchstens alle vier Jahre im Licht der Öffentlichkeit steht und deshalb auch nicht viele Gelder generiert. Für Sport­le­r:in­nen wie Meyer sind daher öffentliche Fördergelder und solche über Sponsorenverträge essenziell, um ihren Sport ausüben zu können.

Meyer kommt aus Löningen im Oldenburger Münsterland, studiert aber in Köln. Neben einem Vollzeit-Studium auch noch ihrem Leistungssport nachzugehen, ist nicht leicht. „Ein Nebenjob ist bei dem Zeitaufwand nicht möglich“, sagt sie.

Ähnlich geht es auch der 30-jährigen Lena Knippelmeyer vom RSC Osnabrück, die als Centerin in der deutschen Rollstuhlbasketballnationalmannschaft spielt. „Ich bin in der glücklichen Lage, nicht Vollzeit arbeiten zu müssen.“ Das wäre bei 25 Stunden Training in der Woche auch nicht möglich.

Beide Sport­le­r:in­nen erhalten monatliche Förderung von der Deutschen Sporthilfe und dem Landessportbund Niedersachsen (LSB) und darüber hinaus regelmäßige Unterstützung von einigen kleinen Förderprojekten und Ausrüstern.

Auch die Kosten für die Olympischen oder Paralympischen Spiele bleiben nicht an ihnen hängen. Diese übernimmt auf der einen Seite der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und auf der anderen Seite der Deutsche Behindertensportverband (DBS).

Um gefördert zu werden, muss man aber an der Spitze der jeweiligen Sportart mitspielen. So sagt Katharina Kümpel, Sprecherin des LSB, dass es „keinen Rahmen, keine Verpflichtungen, keinen Anspruch auf Leistungen“ gebe.

Um gefördert zu werden, muss man an der Spitze der jeweiligen Sportart mitspielen

Die vom LSB bewilligten Förderungen seien freiwillige Leistungen im Rahmen des Sportfördergesetzes. Dieses verpflichtet den LSB neben anderen Dingen – wie der Förderung des Breitensports –, den Leistungssport zu unterstützen. Für all diese Aufgaben gibt es vom Land jährlich mindestens 35 Millionen Euro.

Über das „Team Niedersachsen“ – so heißt das Programm des LSB für Einzelförderungen im Leistungssport – würden aktuell rund 100 Sport­le­r:in­nen in olympischen und paralympischen Sportarten gefördert, sagt Kümpel. Die einzelnen Sport­le­r:in­nen erhalten zwischen 100 und 600 Euro monatlich. Hier sind die Leistungen für die Höhe ausschlaggebend. Knippelmeyer erhält 200 Euro monatlich aus diesem Topf, sagt sie selber.

Auch bei der Sporthilfe gibt es je nach Leistung verschiedene Förderkategorien, die von einem reinen Versicherungsschutz und Seminarangeboten bis zu 800 Euro im Monat und Prämien reichen. Diese Förderungen gelten für paralympische und olympische Sport­le­r:in­nen gleichermaßen.

Diese Förderungs-Gleichstellung ist erst seit ein paar Jahren in Kraft. „Vor drei, vier Jahren gab es noch 150 Euro monatlich“, sagt Knippelmeyer. Deshalb sei sie „glücklich“, dass die Summe jetzt angehoben worden sei.