heute in hamburg
: „90 Sekunden Zeit, um zu antworten“

Foto: privat

Florian Erdwig

31, arbeitet bei der Evangelischen Stiftung Alsterdorf und beschäftigt sich mit Inklusion.

Interview Finn Walter

taz: Herr Erdwig, werden Menschen mit Behinderung vom Wahlkampf ausgeschlossen?

Florian Erdwig: Nein, mit unserer barrierefreien Wahlkampfveranstaltung eben gerade nicht. Und weil vor zwei Jahren das Gesetz gekippt worden ist, dass Menschen mit einer starken geistigen Behinderung oder einer schweren psychischen Erkrankung nicht wählen dürfen. Die wollen wir mit der Veranstaltung erreichen.

Warum ist diese Wahlkampfveranstaltung besonders?

Die Veranstaltung ist besonders, da sie im Vorfeld von einem inklusiven Vorbereitungsteam und mir als Projektleiter geplant wurde und dabei auch Barrierefreiheit besonders berücksichtigt wurde. Die Fragerunde wird morgen von meiner Kollegin Marion Förster in leichter Sprache moderiert.

An wen richtet sich „Alle sollen die Wahl haben“ alles?

Das richtet sich an Menschen mit Behinderung in Hamburg und darüber hinaus. Das ist ja das Tolle an diesem digitalen Format: Jeder und Jede mit Internetzugang kann sich das angucken! Es handelt sich um eine Kooperation der Stiftung Alsterdorf mit dem Verein „Leben mit Behinderung“ Hamburg und der Landeszentrale für Politische Bildung.

Haben Sie den Eindruck, dass sich Menschen mit Handicap in geringerem Umfang an Wahlen beteiligen als die Gesamtbevölkerung?

Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir hoffen aber, dass die Wahlbeteiligung sehr hoch ist, weil seit zwei Jahren endlich alle wählen dürfen.

Um welche Themen soll es denn morgen gehen?

Es geht auch um Themen, die diese Menschen betreffen. Die Fragen werden zu den Bereichen Diskriminierung, Wohnen, Gesundheit und zu dem Thema Barrierefreiheit gestellt werden.

Können die Be­su­che­r:in­nen bei der Veranstaltung auch direkt Fragen stellen?

Nein, das ist aufgrund des Formates nicht möglich. Das inklusive Vorbereitungsteam hat die Fragen im Vorfeld bei Menschen mit Behinderung eingeholt.

Wodurch ist die Barrierefreiheit morgen gegeben?

Die Politiker müssen in Leichter Sprache antworten. Gleichzeitig wird die Antwort in Gebärdensprache übersetzt und live verschriftlicht. 90 Sekunden haben die Politiker jeweils Zeit, um zu antworten. Bei Unklarheiten wird die Moderatorin noch einmal nachhaken.

Die AfD nimmt nicht an der Veranstaltung Teil. Wurde sie nicht eingeladen?

Doch, die AfD wurde eingeladen. Wir haben sogar noch einmal nachgehakt, ob die Einladung angekommen ist – es gab aber keine Reaktion.

Barrierefreie Fragerunde: „Alle sollen die Wahl haben“ mit Vertretern aller in der Bürgerschaft vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD. Der Livestream kann ab 16 Uhr auf dem Youtube-Kanal der Stiftung Alsterdorf verfolgt werden: https://t1p.de/nqyl