Ethikrat kritisiert 2G-Modell

Medizinethikerin Alena Buyx hält 3G aus ethischer Sicht für besser, weil es mehr Teilhabe ermögliche

„Man sollte vorher alles andere ausgeschöpft haben und es nur solange anwenden, wie man es braucht“

Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates

Der Deutsche Ethikrat mahnt beim Hamburger 2G-Modell zur Vorsicht. Aus ethischer Sicht sei das 3G-Modell deutlich besser, weil es mehr Teilhabe biete. Das sagte die Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx am Donnerstag dem Hörfunksender NDR Info. Wenn sich die Situation aber weiter verschlechtern würde, sei 2G „als letztes Mittel“ ethisch vertretbar, wenn damit maßvoll umgegangen werde. „Man sollte vorher alles andere ausgeschöpft haben und es nur so lange anwenden, wie man es braucht.“

Besser sei es, mit positiven Anreizen weiterzukommen wie etwa niedrigschwellige Impfangebote.

Die 2G-Option ist in Hamburg von Samstag an möglich. Dann können Veranstalter entscheiden, ob sie nur noch Geimpfte und Genesene einlassen, die dann weitgehend von den Corona-Einschränkungen befreit sind, oder ob sie weiter das 3G-Modell nutzen wollen. Dieses bezieht Getestete und damit Ungeimpfte ein, unterliegt aber den bisherigen Corona-Einschränkungen.

Buyx betonte, die Frage sei wichtig, welche Bereiche betroffen seien. „Die Disco ist nicht der Sportverein und auch nicht der Behördenbesuch.“ Der Staat solle in Bezug auf eine 2G-Regel „sehr zurückhaltend“ sein. Privaten Unternehmen diese Möglichkeit offenzustellen, halte sie jedoch für annehmbar.

Den Vorwurf, das 2G-Optionsmodell sei eine Impfpflicht durch die Hintertür, teilte Buyx jedoch nicht. „Eine Pflicht ist etwas, dem man sich nicht entziehen kann“, sagte Buyx. Das sei hier nicht der Fall. Es werde allerdings „Druck aufgebaut, um es attraktiver zu machen, sich und andere zu schützen“. (taz/dpa)