doppelblind
: Noch teurere Tomaten

Die steigenden Lebensmittelpreise und Temperaturen sind die derzeit wohl attraktivsten Small-Talk-Themen. Und jetzt lassen sie sich sogar kombinieren! Denn Forscher aus Italien, Dänemark und den USA sagen in einer neuen Studie voraus, dass die Tomatenproduktion bis 2050 sinken wird, und zwar wegen der Erderhitzung – steigende Preise sind vorprogrammiert. Die im Fachmagazin Nature Food erschienene Studie konzentriert sich auf die Tomatenernte in den USA, Italien und China, wo zusammen 65 Prozent der Tomaten angebaut werden, die später als Dosentomaten, Ketchup oder Tomatensauce weltweit in den Supermarktregalen landen.

Die Wissenschaftler haben dafür verschiedene Szenarien simuliert, in denen die Regierungen der Welt gar nichts, ein bisschen oder eine ganze Menge gegen den Klimawandel tun. Bis 2050 sagen alle Szenarien einen Rückgang der Tomatenernte um 6 Prozent voraus. Die Forscher betonen, dass diese Werte ein Durchschnitt der verschiedenen Klimamodelle sind, die sie verwendet haben. Drei der Modelle sagen für Kalifornien auch im schlechtesten Fall nur eine 2 Prozent schlechtere Ernte voraus, während alle fünf im Schnitt 13 Prozent prognostizieren.

Deutlich schlimmer sieht es aus, wenn man sich die zweite Hälfte des Jahrhunderts anschaut: Bis 2100 könnte im schlechtesten Fall die weltweite Tomatenernte um mehr als die Hälfte einbrechen. Das liegt an den Lufttemperaturen, die um bis zu 5 Grad steigen würden.

Die Forscher haben auch herausgefunden, dass insbesondere im Norden Chinas und in Kalifornien Tomaten besser wachsen werden als bislang, weil dort die optimale Temperatur für deren Wachstum – etwa 28 Grad Celsius – noch nicht erreicht ist. In Italien und Südkalifornien wird die Erderhitzung dagegen für langsameres Pflanzenwachstum sorgen.

Besonders nach 2050 wird es den Forschern zufolge häufiger zu Ernten kommen, die nur 10 Prozent des bislang üblichen Ertrags bringen. Selbst im besten Fall wird es zwei solcher Jahre pro Jahrzehnt geben, im schlechtesten Fall in Kalifornien und Italien sogar acht. Zu den sinkenden Erträgen kommt, dass die Land­wir­t*in­nen zukünftig mehr bewässern müssen. Während sie zwischen 1980 und 2009 jährlich etwa 520 Milliarden Liter benötigten, werden es je nach Szenario im Jahr 2100 zwischen 650 und 720 Milliarden Liter sein. Erzählen Sie das doch, wenn Sie demnächst eine alte Schulfreundin am Gemüseregal treffen.

Bis 2100 könnte die weltweite Tomatenernte um mehr als die Hälfte einbrechen

Jonas Waack