NDR entlastet sich selbst

Interne Prüfer weisen Vorwurf der Einseitigkeit zurück, kritisieren aber die interne Kommunikationskultur

Von Eiken Bruhn

Kein politischer Filter, aber ein schlechtes Betriebsklima – und ein mieses Krisenmanagement: Zu diesem Ergebnis kommen jetzt interne Prüfer des NDR, die den in mehreren Medien erhobenen Vorwürfen nachgegangen waren, das Kieler Landesfunkhaus berichte einseitig und halte Informationen zurück, die Mächtige belasten könnten.

Auf 41 Seiten listen die beiden NDR-Redakteure Carsten Löding und Thomas Berbner auf, was sie seit dem 6. September in 66 Gesprächen mit Mit­ar­bei­te­r:in­nen und drei in der Kritik stehenden leitenden Re­dak­teu­r:in­nen recherchiert hatten. Der Bericht wurde am Dienstagvormittag zunächst intern vorgestellt und dann veröffentlicht.

Deutlich wird darin, dass die beiden hausinternen Prüfer allen Vorwürfen genau auf den Grund gegangen sind und damit journalistisch gründlicher gearbeitet haben als einige Medien, die über die Vorgänge im NDR berichtet hatten. In einem Fall ging es um einen nicht gesendeten Fernsehbeitrag über Verschickungsheime des DRK in der zweiten Hälfte des letzten Jahrtausends, in denen Kinder gequält und missbraucht wurden. Der Verdacht hatte im Raum gestanden, die Politikchefin Julia Stein und Fernsehchef Norbert Lorentzen hätten das DRK schützen wollen, weil dessen Vorsitzende zum Zeitpunkt der Berichterstattung mit der Vorsitzenden des NDR-Rundfunkrates liiert gewesen sei.

Zu viele Mails, zu wenige Gespräche

Dafür finden die Prüfer keinen Anhaltspunkt und legen dar, dass Stein und Lorentzen hier nicht einer Meinung waren. Stein war mit der Recherche zunächst einverstanden, Lorentzen nicht. Die Prüfer problematisieren, dass Lorentzen die beiden Autoren des Beitrags auf die private Verbindung zwischen NDR und DRK hingewiesen hatte. Sie glauben ihm, dass er damit keine Vorzugsbehandlung des DRK erreichen wollte. Dieser Eindruck sei aber entstanden.

Insgesamt zeige der Konflikt um den Beitrag zwischen Autoren und Redaktionsleitung eine schlechte Kommunikationskultur: Zu viele Mails, zu wenig persönliche Gespräche. Der Beitrag hätte nach ihrer Einschätzung gesendet werden können, es sei „sehr bedauerlich“, dass der Konflikt zwischen Autoren und Redaktion nicht gelöst wurde.

Auch in dem anderen Fall, der die Berichterstattung über den NDR ausgelöst hatte, habe die Kommunikation zwischen Redaktionsleitung und Autor nicht funktioniert und zu einer Eskalation geführt. Dabei ging es um ein nicht geführtes Interview mit dem ehemaligen Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU). In diesem Fall seien Defizite des Krisenmanagements sichtbar geworden.

Nachdem der Autor sich beim Redaktionsausschuss beschwert hatte, hätte dessen vertraulicher Bericht erkennen lassen, dass der Konflikt nicht beigelegt worden sei „und weitere Risiken drohten“. Dieser wurde dann an das Springer-Magazin Business Insider weiter gegeben: Der Skandal war in der Welt.