zurück in die zukunft
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Aus der Sammlung „Im Jahr 2000“, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstand: Die Brut­maschine Foto: Bridgeman

Verdreckte Ställe, dicht an dicht führen die Tiere ein qualvolles Leben. Sie sollen schnell auf dem Teller landen. Es geht um Masse, möglichst viele Tiere für möglichst hohe Gewinnmargen. Bei Hühnern werden massenweise befruchtete Eier in Brütereien ausgebrütet – der natürliche Brutvorgang der Henne wird ersetzt. Schön geborgen in Mamas Nähe schlüpfen? Sorry, keine Zeit!

Der französische Künstler Jean-Marc Côté hat sich das zu Beginn des 20. Jahrhunderts anders vorgestellt. Idyllisches Landleben, neben dem Haus können die Hühner freudig die Umgebung erkunden. Viel Platz für wenig Tiere. Daraus wurde leider nichts.

Es gibt aber eine Überschneidung zu unserer Gegenwart: die Brutmaschine. Nur die Art, wie diese eingesetzt wird, könnte unterschiedlicher nicht sein. Brutmaschinen im Einsatz, draußen unter blauem Himmel, die Sonne scheint und die Küken flattern glücklich aus dem Apparat – das wird einem mit Sicherheit nicht begegnen.

Was sich Côté damals sicher auch nicht vorstellen konnte: Vollauto­­matisierte Brutmaschinen gibt es mittlerweile für jede Privatperson zu kaufen. Im Internet bestellt, können sie zu Hause mit befruchteten Eiern in die Produktion gehen. Je­de*r kann damit zum Hobby-Kleintierzüchter werden. Denn auch Supermarkteier sind zum Teil befruchtet. Unabhängig von der Haltungsform kann es in den Legebetrieben zu Fehlern ­kommen, auch Hähne mischen sich zu den Hennen. Die befruchteten Eier benötigen zu Hause aber ganz bestimmte Temperaturen, die Natur muss imitiert werden. Da kommt der Brutautomat ins Spiel. Bedient ­werden kann der aber auch auf dem kleinsten Raum, ein ganzer Hof ist dafür nicht nötig. Diese Absurdität konnte sich Côté Anfang des 19. ­Jahrhunderts wohl noch nicht vorstellen. Pia Pentzlin