Jazzsommer in Rom

Das „Casa del Jazz“ ist das neue Highlight des römischen Kultursommers. Der römische Mafia-Boss Enrico Nicoletti hatte einen Hang zum Luxus. In den 80er-Jahren erstand er die herrschaftliche Villa Osio und möbelte sie nach seinem Gusto auf. Sogar Originalfresken in einem der Salons fielen seinem Größenwahn zum Opfer: Die Gesichter der dargestellten Personen wurden durch Porträts von Verwandten und einflussreichen Freunden ersetzt. Doch die ganze „banda della Magliana“ wanderte Ende der 90er-Jahre in den Knast, und aus der Villa ist ein in Europa einzigartiges Projekt geworden. Die Stadtverwaltung Roms hat das Anwesen konfisziert und einer Kunst gewidmet, die nur selten in Palästen residiert: dem Jazz.

Die im Süden der Stadt direkt an der antiken aurelianischen Mauer gelegene Villa ist in diesem Sommer das neue Mekka der Jazz-Fans. Bis Ende Juli gibt es Konzerte in dem nagelneuen Auditorium und in dem über 20.000 Quadratmeter großen Park. Das Programm ist international. Im Juni läuft ein französisch-italienisches Festival, für Juli wurde unter anderem der US-Gitarrist John Scolfield angekündigt. Das „Casa del Jazz“ ist ein kulturelles Megaprojekt, das von der Stadt Rom und einer Vielzahl privater Sponsoren finanziert wird. MICHAELA NAMUTH