Tausende Zivilisten auf der Flucht

Während die Kampfhandlungen weitergehen, versuchen Bewohner sich in Sicherheit zu bringen

Während westliche Staaten ihr diplomatisches Personal aus Sudan ausfliegen, versuchen Einheimische verzweifelt, auf dem Landweg vor den seit neun Tagen anhaltenden Kämpfen zu fliehen. „Meine Familie – meine Mutter, meine Geschwister, meine Neffen – sind auf der Straße vom Sudan über Assuan nach Kairo“, schrieb der prominente sudanesische Filmemacher Amdschad Abual-Ala auf Facebook.

An einem Übergang der ägyptischen Grenze stauten sich etwa 30 Busse mit jeweils mindestens 55 Menschen, sagte der Student Suliman al-Kuni der Nachrichtenagentur AP. „Wir sind auf eigenes Risiko 15 Stunden über Land gefahren“, sagte er. „Aber viele meiner Freunde sitzen immer noch in Sudan fest.“

Nicht nur in der Hauptstadt Khartum bekriegen sich das Militär und die paramilitärischen RSF. Aus Omdurman berichteten Einwohner von Kämpfen, obwohl beide Seiten angekündigt hatten, am Zuckerfest, zum Ende des Fastenmonats Ramadan, drei Tage lang eine Waffenruhe einzulegen. „Wir sehen keinen solchen Waffenstillstand“, berichtete Amin al-Tajed aus seinem Haus in der Nähe des Staatsfernseh-Gebäudes in Omdurman. Es seien heftiges Gewehrfeuer und Explosionen zu hören.

Nach UN-Angaben sind Tausende Su­da­ne­s*in­nen vor den Kämpfen aus Khartum geflohen. Millionen weitere suchten zwischen Gefechten und Explosionen in ihren Häusern Schutz. Es gab Plünderungen und nicht ausreichend Strom, Lebensmittel und Wasser. Aus der Region Darfur flohen bis zu 20.000 Menschen in den westlichen Nachbarstaat Tschad.

Die Gefechte zwischen dem sudanesischen Militär unter General Abdel Fattah Burhan und der RSF unter Führung von General Mohammed Hamdan Dagalo dauern seit Mitte April an. Mehr als 420 Menschen kamen bisher ums Leben, darunter 264 Zivilisten. Mehr als 3.700 Menschen erlitten Verletzungen. Die Krankenhäuser sind mit der Versorgung überfordert. Der Ärzteverband des Landes geht davon aus, dass viele Verletzte in ihren Häusern festsitzen und keine medizinische Hilfe bekommen. Die Zahl der Toten sei deshalb wahrscheinlich höher als öffentlich bekannt.

In Sudan liefern sich Armee und die paramilitärische Truppe RSF seit 15. April heftige Straßenkämpfe. Armeechef Abdel Fattah Burhan und RSF-Führer Mohammed Hamdan Dagalo hatten vor 18 Monaten gemeinsam gegen prodemokratische Kräfte geputscht, sind jedoch darüber zerstritten, wie die RSF in die Streitkräfte integriert werden sollen.

Die Krankenhäuser sind mit der Versorgung von Verletzten überfordert

Frankreich hat seine Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum vorerst geschlossen. „Die französische Botschaft im Sudan ist kein Sammelpunkt mehr für Menschen, die Khartum verlassen wollen“, teilte das französische Außenministerium am Montag in Paris mit. Die französische Botschaft im Sudan arbeite weiter unter Verantwortung der Botschafterin von Paris aus, hieß es weiter.

Die schwedische Regierung hat die nötige Zustimmung zur Entsendung einer bewaffneten Truppe für einen Evakuierungseinsatz erhalten. Der Reichstag in Stockholm stimmte am Sonntag einem Vorschlag zu, damit die Regierung eine Einheit mit höchstens 400 Soldaten für einen solchen Einsatz in dem afrikanischen Land zur Verfügung stellen darf. Die Truppe darf gemäß einem Vorschlag des Außenausschusses schwedische und ausländische Staatsbürger aus dem Sudan evakuieren. Dieser Einsatz solle mit anderen Ländern und internationalen Organisationen genau abgestimmt werden. (taz, ap, afp, dpa)