DIE KLEINE WORTKUNDE

Blau gilt als Farbe der Vernunft und der Ordnung. Aber auch – Märchenkönig Ludwig! – als die des schwärmerischen Träumens. In einer DÄNENAMPEL jedoch, die sich aus einer rot-grünen Regierung Schleswig-Holsteins unter Beteiligung des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW) ergäbe, nähme Blau den Platz von Gelb ein: Auf jeder Ampel (vom lateinischen „ampulla“ = „kleine Flasche“ oder „Ölgefäß“) ein Zeichen von Unruhe und Wandel.

Das sieht man auch in Bayern so, wo schon immer das Blaulicht anging, wenn der „Skandanaver“ (Gerhard Polt) mitregieren wollte: „Man darf doch ein Bundesland nicht von einem Dänen regieren lassen!“, grantelte der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß 1987 nach dem knappen Ausgang der Landtagswahl zwischen Ost-und Nordsee.

Die Panik ist unbegründet: Auch Dänemark hat eine Minderheitsregierung, die von Abgeordneten aus Grönland und von den Färöern unterstützt wird – da wird „Tyskland“ wohl ein paar Dänen und Friesen verkraften. Dänische Ampeln sehen übrigens genauso aus wie deutsche – mit einem Unterschied: Fußgängerampeln haben neben Rot und Grün noch einen Countdown-Zähler, der anzeigt, wann die Ampel umspringt. Ein deutlich sichtbares Verfallsdatum sozusagen – ach, wenn Koalitionen das doch auch hätten. SPD, Grüne und der SSW hatten ihr Bündnis übrigens als „Schleswig-Holstein-Ampel“ bezeichnet. Das ist politisch korrekt, weil Schleswig-Holsteins Landesfarben Rot-Weiß-Blau tatsächlich die Partei-Farbe der SSW beinhalten. Aber Weiß statt Grün? Das passt nicht. Oder doch? Bei additiver Farbmischung ergibt sich durch eine Kombination von Rot, Grün und Blau tatsächlich – Weiß! Und Weiß steht für Aufrichtigkeit, Erlösung und Tod. Lässt da Heide Simonis grüßen? Über Orange wollen wir an dieser Stelle gar nicht reden. ERIK WENK