berliner szenen
: Am Schalter wird es kompliziert

Ein Samstag Anfang Juli. Ich muss zur Post, wo ich mein Konto habe. Ich geh da nicht so gerne hin, seit einer „Systemumstellung“ im letzten Jahr ist immer irgendwas nicht so, wie es soll. Wann das System endgültig umgestellt ist, bleibt unklar. Jetzt hat sich die Situation noch mal verschärft. Tagelang gab es gar kein Bargeld mehr an den Automaten, denn: „Es kommt niemand, um das Geld nachzufüllen.“ Sie glauben das nicht? Ich hab’s auch nicht geglaubt. Aber an diesem Samstag ist der Spuk vorüber, der Kollege mit dem Geld hat offenbar den Weg in unsere Filiale gefunden.

Meine weiteren Anliegen kann ich nicht am Automaten erledigen. Darum stelle ich mich in die Schlange an den Schaltern. Die ist heute extrem kurz. Und es sind sogar zwei der fünf Schalter geöffnet. Am liebsten wäre ich ja an den neu eingerichteten Postbankschalter gegangen. Aber leider ist da „nur jeden dritten Samstag jemand“, wie die Dame am Schalter erklärt. Sei es drum. Ich möchte Geld vom Sparbuch meines Sohnes auf ein anderes Sparbuch transferieren. Dazu habe ich meinen Mann mitgebracht, denn wir haben bei der Sparbucheröffnung damals vereinbart, dass wir nur gemeinsam an das Geld kommen.

Die Dame am Schalter weiß davon nichts. „Ich bräuchte dann mal einen Ausweis“, sagt sie. Ich frage extra noch mal nach, aber ja, einer reicht. Dann wird es sehr kompliziert. Sie braucht Nummern und Karten, ruft eine Hotline an, die ihr Dinge erklärt, wir unterschreiben Blankoformulare. Bis das Geld auf dem anderen Sparbuch ist, ist eine gute halbe Stunde rum. „Eigentlich hätten wir noch andere Fragen“, äußere ich vorsichtig. Die Dame am Schalter seufzt tief. „Aber es ist nicht eilig, wir kommen nächste Woche wieder“, sage ich schnell. Dann hat auch der Postbankschalter auf. Hoffentlich.

Gaby Coldewey