Andreas Speit
Der rechte Rand
: Wie eine AfD-Fraktion wieder wächst

Ein Mann mehr. In Hamburg hat die AfD-Bürgerschaftsfraktion ein Mitglied wiedergewonnen. Detlef Ehlebracht kehrt zurück, der vor mehr als zwei Jahren seinen Austritt aus der Partei und Fraktion erklärt hatte. Schon seit längerem hätten „die Fraktions­führung und Herr Ehlebracht in Kontakt“ gestanden, sagt der stellvertretende AfD-Pressesprecher Daniel Menkens und bestätigt damit die Rückkehr.

Die Fraktionsführung dürfte nun etwas entspannter den eigenen Fraktionsstatuts betrachten. Mit dem Austritt von Ehlebracht, der seit 2015 für die AfD in der Bürgerschaft gesessen hatte, schrumpfte die Fraktion auf sechs ­Mandatstragende. Ein Sitz weniger und der Fraktionsstatus ginge verloren.

Über die Motive der Rückkehr von Ehle­bracht hält sich die Fraktion bedeckt. „Die Initiative ging dabei vom Fraktionsvorstand aus“ stellt Menkens klar und versichert: „Durch die Rückkehr von Herrn Ehlebracht wird die bislang gute und stabile Fraktionsarbeit noch effektiver.“

Bei seinem Austritt hatte sich Ehlebracht wortkarg gezeigt. Der Fachinformatiker und ­Familienvater gab Ende Dezember 2020 lediglich an, aus persönlichen Gründen gehen zu wollen. Mit einer radikalen Rhetorik oder Provokationen war er in der Bürgerschaft nicht aufgefallen. Bei öffentlichen Auftritten äußerte er sich für AfD-Verhältnisse moderat.

Foto: Jungsfoto: dpa

Andreas Speitarbeitet als freier Jour­nalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Deshalb wurde spekuliert, ob die damals bekannt gewordenen rechtsextremen Verstrickungen ihn zum Austritt bewegten. Aufnahmen sollten belegen, dass der stellvertretende Fraktionschef Alexander Wolf an einer Veranstaltung der rechtsextremen Hamburger Burschenschaft Germania teilgenommen habe, bei der der NPD-Barde Frank Rennicke als „Ehrengast“ aufgetreten sein soll.

Ehlebracht behielt sein Mandat nach dem Austritt. Angefeindet wurde er aus der Fraktion dafür nicht. In der Öffentlichkeit plauderte er aber auch nicht über Interna aus der Fraktion; er schilderte Medien nicht die Machtverhältnisse und -kämpfe in der Fraktion. Dieses Schweigen dürfte die Fraktionsführung mit dazu bewogen haben, eine Annäherung zu suchen.

Was Ehlebracht zur Rückkehr bewogen hat, darüber gibt es nur Gerüchte. Wenn er sich von Rechtsextremismus abgrenzen wollte, müssten ihn die Aktivitäten der AfD-Abgeordneten Olga Petersen auf Distanz halten. Petersen ist nicht bloß ein Höcke-Fan. Sie steht ebenso treu an der Seite Wladimir Putins. Für den 4. November ist die Russlanddeutsche bei einem Kongress des rechtsextremen Compact-Magazins mit dem Titel„Raus aus der Nato – Frieden mit Russland!“ als Rednerin angekündigt.

Ehlebracht äußerte sich für AfD-Verhältnisse öffentlich moderat

Aus „Sicht der Russlanddeutschen“ soll sie auf der Veranstaltung in Magdeburg zu „Frieden mit Deutschland“ sprechen. Diese eindeutige Positionierung pro Russland im ­Ukrainekrieg stört manche in der Fraktion. Sie möchte doch bürgerlich erscheinen und weiß, im Westen ist der Zuspruch zur Ukraine größer als im Osten. Eine Abmahnung für ­Petersen gab es schon . Ein Rauswurf dürfte nicht folgen – auch wenn jetzt der Fraktionsstatuts erhalten bliebe.