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: „Er hat mich mein Leben lang begleitet“

Schauspieler und Sprecher Jens Wawrczeck über seine Begeisterung für Alfred Hitchcock

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr Wawrczeck, Alfred Hitchcock zählt zu den Filmemachern, über die am meisten geschrieben wurde. Ist es da nicht keck, dass Sie auch noch ein Buch über ihn veröffentlichen?

Jens Wawrczeck:Ja schon. Aber meine Begeisterung ist so groß, dass ich sie teilen möchte. Und ich sehe nicht mit einem filmwissenschaftlichen oder -historischen Blick auf ihn, sondern mit meiner ganz persönlichen Sicht. Alles andere wäre tatsächlich überflüssig.

Haben Sie nicht auch eine Autobiografie geschrieben?

Genau! Beim Schreiben des Buches habe ich gemerkt, dass mich Hitchcock schon mein ganzes Leben lang begleitet hat – und mich dabei an viele, für mich entscheidende Orte gebracht.

So haben Sie mit 15 Jahren angefangen, den jungen Detektiv Peter Shaw zu sprechen, einen der „drei???“. Die erfolgreiche Hörspielserie – beziehungsweise die Jugendbücher, auf denen sie fußte – suggerierte, dass Hitchcock dahinter stecke.

Hitchcock war ein brillanter Geschäftsmann und deshalb hat er dafür seinen Namen zur Verfügung gestellt. Es sollte wohl wie ein Qualitätsprädikat wirken. Aber für mich hatte das natürlich auch eine schicksalhafte Bedeutung.

Foto: Christian Hartmann

Jens Wawrczeck

58, ist unter anderem Schauspieler, Synchron­sprecher und Sänger. Bekannt wurde er als „Peter Shaw“ in der Hörspielserie „Die drei ???“.

Wann hat Sie denn der Hitchcock-Virus erwischt?

Im Alter von zwölf Jahren. Da habe ich zusammen mit meinen Eltern „Bei Anruf Mord“ im Fernsehen gesehen. Das war die übliche Samstagabendkombination mit Salzstangen und Zitronenlimonade auf dem Tisch, aber der Film hat mich unglaublich gefesselt. Ich hatte danach auch Angst ins Bett zu gehen und mein Vater hat auch noch ein Paar Schuhe unter den Vorhang gestellt. Darüber konnte ich erst später lachen. Warum mich der Film so angesprochen hat, bleibt mir auch heute noch ein wenig rätselhaft.

Und dann?

In den Kinos von Hamburg gab es damals immer mal wieder Veranstaltungen mit Hitchcockfilmen. Und da das damals noch nicht so streng mit dem Jugendschutz war, habe ich da auch bald „Psycho“ gesehen.

Mir gefällt an Ihrem Buch, dass es ein wenig unordentlich strukturiert ist: Sie folgen eher einer Kette von Assoziationen als sich zum Beispiel chronologisch von Film zu Film zu hangeln.

Jens Wawrczeck: „How to Hitchcock. Meine Reise durch das Hitchcock-Universum“, dtv, 256 S., 13,99 Euro; E-Book 9,99 Euro

Die Kinotour beginnt am 18.11. im Hamburger Savoy-Kino. Alle Termine: www.dtv.de/autor/jens-wawrczeck-13547

Solch ein Buch kann ja nur dann interessant sein, wenn ich es so persönlich wie möglich schreibe. Und so habe ich die Filme lieber gebündelt, wie sie für mich zusammenpassen. Da habe ich dann etwa ein Kapitel über die Mütter bei Hitchcock – oder über die besten Schurkinnen und Schurken.

Sie gehen jetzt auf große Lesetour bis in den kommenden März. Wie kommt Hitchcock dabei vor?

Das ist ganz unterschiedlich. In Hamburg wird nach meiner Lesung „Vertigo“ in einer 70mm-Kopie gezeigt. In Bremen lese ich dagegen aus „Die Vögel“ und werde dabei live von den elektronischen Klängen eines Theremins begleitet. Es gib auch reine Lesungen in Buchhandlungen, aber spannend finde ich meinen Ritt durch die Kinematheken: Bei fast jeder Veranstaltung zeigen wir einen anderen Film.