attackiert
: Nicht einmal die Grünen würden Hunde ganz verbieten

Ganz so fix, wie es Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) vor zwei Wochen angekündigt hatte, wird in Bremen doch kein Sachkundenachweis für Hal­te­r:in­nen aller Hunderassen eingeführt. Bis zum 1. April soll Mäurers Behörde einen Gesetzentwurf vorlegen, heißt es in einem gemeinsamen Antrag der drei Regierungsfraktionen Grüne, SPD und Linke mit der CDU, der am heutigen Donnerstag im Parlament beschlossen werden soll. Der Hintergrund ist ein Vorfall in Bremen, bei dem sich ein Rottweiler von der Leine losgerissen und ein sechsjähriges Kind mit Bissen schwer verletzt hatte – einen Tag vor Mäurers Ankündigung. Das Gesetz soll solche Attacken in Zukunft verhindern, indem Menschen nachweisen müssen, dass sie sich mit Hundehaltung auskennen und sie ihren Hund im Griff haben.

Allerdings bleibt es dabei, dass sich das Gesetz am Nachbarland Niedersachsen orientieren soll. Mit der Ausnahme, dass in Bremen die praktische Prüfung mit dem eigenen Hund abgelegt werden soll – und nicht dem wohlerzogenen Tier der Hundetrainerin, wie es in Niedersachsen möglich ist. Das hat nämlich als einziges Bundesland bereits ein Hundegesetz, das alle Hun­de­hal­te­r:in­nen zum Hundeführerschein verpflichtet. Niedersachsens Landesregierung lobt sich selbst öffentlich für diese Regelung als „vorbildlich“. Nur: Ob der im Paragraf 1 des niedersächsischen Hundegesetzes angegebene Zweck der Gefahrenabwehr erfüllt wird, ist nach wie vor unbekannt.

Führerschein und Chip kosten Geld

Neben der taz hatte sich auch der Verein „Pro Hunde“ beim niedersächsischen Agrarministerium nach einer Evaluation der Gesetzeswirksamkeit erkundigt – und keine erhalten. So ist nicht nur offen, ob die Anzahl der Bissvorfälle seit der Einführung des Hundeführerscheins vor zehn Jahren gesunken ist – sondern auch, welchen Vorteil die Pflicht hat, den Hund zwecks Halterzuordnung mit einem Transponder chippen zu lassen. Sowohl der Hundeführerschein als auch das Chippen kostet Geld – für den Verein „Pro Hunde“ ein ineffektives „Kostenmonster, das verhindert, dass der Hund auch für Menschen mit geringem Einkommen als Sozialpartner erhalten bleibt“. So nennt es der Verein in einem Schreiben an die Bremische Bürgerschaft.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass der Bremer Gesetzgeber es sich deswegen anders überlegt. Denn Alternativen gibt es nicht: Weder das Haltungsverbot einzelner Rassen noch Leinenpflicht waren wirksam gegen Beißvorfälle. Und Hundehaltung an sich zu verbieten – das würden sich nicht einmal die Grünen trauen. Eher würden sie die Jagd auf Wölfe eröffnen.Eiken Bruhn