Neuer Dauerregen bereitet Sorgen

An vielen Orten bleibt die Hochwasserlage angespannt. Der Grund: neue Unwetterwarnungen, vor allem in Niedersachsen, Hessen und Sachsen

Die Hochwasserlage bleibt an vielen Orten in Deutschland angespannt. In mehreren Regionen sind weitere starke Regenfälle vorhergesagt. Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums kann noch keine Entwarnung gegeben werden. Die Situation in Nordrhein-Westfalen habe sich zwar über das Silvester-Wochenende weiter entspannt. „Allerdings sehen wir auch bereits, dass durch die aktuellen Niederschläge erste kleine Gewässer wieder ansteigen“, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet in Teilen von NRW weiterhin unwetterartigen Dauerregen.

Das Technische Hilfswerk (THW) rechnet aufgrund der Vorhersagen in den kommenden Tagen mit einem erhöhten Einsatzaufkommen. Das THW NRW war am Dienstag im Münsterland, Weserbergland, Ruhrgebiet und insbesondere Hamm und Minden im Einsatz. Schwerpunkte der Einsätze waren die Sandsackverfüllung, Deichverteidigung, Pumparbeiten und der Fährbetrieb.

Mehrere Bezirksregierungen in NRW erklärten, dass die Behörden die Situation weiter sorgfältig beobachten. „Sorgen macht uns im Regierungsbezirk Düsseldorf bei einem Wiederanstieg der Wasserpegel speziell der Deich am Ruhrpark in Oberhausen“, sagte eine Sprecherin. Für den Regierungsbezirk Arnsberg kann die Lage nach den Worten eines Sprechers derzeit als angespannt, aber stabil beschrieben werden.

In Bremen ist die Situation im Ortsteil Timmersloh hingegen weiter angespannt. „Jeder Tropfen, der von oben kommt, ist zu viel“, sagte Hans-Lüder Behrens von der Freiwilligen Feuerwehr Timmersloh am Dienstag. Allein am Dienstagmorgen seien schon zehn bis zwölf Liter Regen in der Region gefallen.

Zuletzt sei der Pegelstand im Ortsteil Timmersloh um etwa 40 Zentimeter gesunken, sagte Behrens. Einige Straßen seien aber nach wie vor nur in Gummistiefeln passierbar, auch die wieder befahrbaren Straßen seien in einem schlechten Zustand. „Dort haben sich Schlaglöcher gebildet.“ Durch das Hochwasser seien außerdem Gebiete vollgelaufen, wo normalerweise nie Wasser ist. Die Deiche seien schon vom Regen der vergangenen zwei Monate durchweicht. „Sie halten noch. Aber keiner weiß, wie lange“, sagte Behrens.

Im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen hat sich die kritische Lage derweil entspannt. Das Wasser ging erneut zurück, wie eine Sprecherin des Freizeitparks nördlich von Hannover sagte. Es gebe jedoch weiter keine zentrale Stromversorgung. „Manche Tiere sind nach wie vor in Behelfsunterkünften“, sagte die Sprecherin – etwa Streifengnus und Erdmännchen.

„Jeder Tropfen, der von oben kommt, ist zu viel“

Hans-Lüder Behrens, Freiwillige Feuerwehr Timmersloh

In zahlreichen Landkreisen galten am Dienstag jedoch auch in Niedersachsen, Hessen und Sachsen weiterhin Unwetterwarnungen. In Niedersachsen blieb die Hochwasserlage unter anderem im Raum Oldenburg und Verden an der Aller angespannt. Hessen etwa meldete steigende Pegel an Werra und Weser, auch in Thüringen stiegen die Wasserstände an Werra, oberer Unstrut sowie am Südharzrand. In Sachsen wurde ab Mittwoch mit erneut ansteigendem Wasser an allen Elbpegeln gerechnet. Ein Hubschrauber der Bundespolizei war mehrfach im Einsatz und transportierte bis Dienstag rund 36 Tonnen Sand, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte. Damit wurden zum Beispiel Deiche gesichert.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) drang auf eine bessere Vorbereitung auf Hochwasserkrisen. „Wir brauchen mehr und bessere Ausstattung für Katastrophenfälle in Deutschland“, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der Rheinischen Post. „Die Defizite sind eklatant, insbesondere bei der materiellen Ausstattung.“ (dpa, afp)