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: „Niemand weiß, in welcher Sprache er spricht“

Der Moskauer Arzt Naum Kotik hat sich in den 1920ern mit Gedankenübertragung beschäftigt. Kärma Burg hat einen Film gedreht, in dem dessen Enkel erzählt – angeblich

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr van Hasselt, ein Mann will einen Film über seinen Großvater drehen, aber ein Dritter dreht ihn. Was ist da passiert?

Jan van Hasselt: Naum Kotik jr. hat die Aufzeichnungen seines Großvaters über Gedankenübertragung ausgegraben und dann versucht, dessen 1916 verfasstes Drehbuch mit dem Titel „Mädchen in schmutzige Schürzen“ zu verfilmen. Der Filmemacher Kärma Burg hat ihn zehn Jahre lang dabei begleitet. Davon handelt „Die Versuche des Naum Kotik“.

Der Film läuft in der von Ihnen organisierten Reihe Flickertunes, in der Konzerte und Filme miteinander verbunden werden. Wie passt er da hinein?

Veröffentlicht wurde der Film von dem Musiklabel 90%Wasser, die haben auch die Musik beigesteuert. Der Film hat eine Tonspur, die derartig autonom funktioniert, dass er fast konzertant wirkt. Dies ist ein Film, der den Sound sehr weit nach vorne stellt, deswegen habe ich mir überlegt: Hier machen wir diesmal kein Livekonzert. Aber als Rahmung wollte ich doch etwas haben, das ein wenig performativ daherkommt.

Sie haben Naum Kotik jr, eingeladen, der den Film persönlich vorstellen wird. Was ist denn daran besonders?

Foto: Lars Kaempf

geboren 1972, ist Autor, Musiker und Filmemacher. Er kuratiert die Bremer Reihe „Flickertunes“ und das Festival für elektronische und experimentelle Musik „REM – Rapid Ear Movement“ in Bremen.

Herr Kotik jr. hat sich bereit erklärt, unter gewissen Voraussetzungen zu kommen. Zu denen gehört, dass er nur in seiner Muttersprache sprechen wird.

Welche Spräche wäre das?

Das weiß niemand. Er stammt aus einer osteuropäische Volksgruppe, über die er auch nicht sprechen möchte. Es gibt nur eine App, mit der man das, was er sagt, simultan übersetzten kann.

Hat er noch andere Bedingungen gestellt?

Film„Die Versuche des Naum Kotik“ mit einer Einführung von Naum Kotik jr.: heute, 20.30 Uhr, City 46, Bremen; es wird um angemessene dunkle Abend­garderobe gebeten

Herr Kotik jr. versucht das Andenken an seinen Großvater, das weitgehend erloschen ist, adäquat hochzuhalten. So hat er verlangt, dass bei der Veranstaltung eine gewisse Etikette herrschen soll. Deshalb wird um eine angemessene dunkle Abendgarderobe bei den Gästen gebeten. So kann er sie dann vorab adäquat mit einem Glas Wein begrüßen.

Das soll alles so stimmen? Das klingt sehr nach einer Mockumentary …

Das werden wir alle an diesem Abend erfahren. Heutzutage ist ja vieles hochgradig verdächtig und trotzdem hochgradig amüsant und inspirierend.