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: „Bei jedem Band muss einzeln entschieden werden, ob es noch vorzeigbar ist“

Das Hamburger Kollektiv „die thede“ stellt viele seiner dokumentarischen Filme online: Deren Hauptaugenmerk liegt seit den 1980er-Jahren auf sozialen Bewegungen in Norddeutschland von Anti-AKW über Hausbesetzung bis Zuwanderung

Interview Wilfried Hippen

taz: Antje Hubert und Christian Bau, Sie haben den Katalog von „die thede“ online gestellt, einige der Videos kann man kostenlos ansehen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Antje Hubert: Die Videobänder lagen irgendwo in Schubladen, waren aber nicht digitalisiert. Das Material wird ja nicht besser und nur digital kann es überhaupt weiter existieren. Dank einer Förderung aus Mitteln der Stadtteilkultur des Bezirksamtes Altona können wir das jetzt machen, nun sind sie auffindbar und verfügbar. Das ist ein Schatz, den wir da gehoben haben, und das sollen die Leute auch sehen.

Einige Filme wurden erst vor ein paar Tagen hochgeladen, es ist also ein Work in Progress. Wie viel Arbeit steckt dahinter?

Foto: Thede

Antje Hubert

Jahrgang 1966, ist seit 2009 Mitglied im Kollektiv „die thede“, produziert seit 2018 ihre Filme unter dem eigenen Label Mairafilm.

Hubert: Die Videos werden von einem Abspielgerät auf einen Computer überspielt und bearbeitet. Das dauert nur zwei oder drei Stunden. Aber davor müssen sie im Archiv gefunden, gesichtet und zum Teil auch restauriert werden. Für einige haben wir auch Trailer produziert. Außerdem mussten wir unsere Webseite zu einem Archiv umbauen, in dem man nun alle Filme und die Informationen dazu finden kann.

Wurde die Bildqualität nicht im Laufe der Jahrzehnte immer schlechter?

Christian Bau: Ja, es gibt zum Beispiel Videos, auf denen plötzlich alles gelb wird, wo das Bild zu flattern beginnt oder das Band einfach so durchläuft. So muss bei jedem Band einzeln entschieden werden, ob es überhaupt noch vorzeigbar ist.

Hubert: Aber es gibt wenig Schwund. Nur drei Videobänder waren gar nicht mehr abspielbar.

Foto: Martin Hamburg CC

Christian Bau

Jahrgang 1942, war 1979 Gründungsmitglied von „die thede“ in Altona. Seit 2004 filmt er ethnografisch in Indien, Nepal, und Japan.

Einige der Filme kann man auch kostenlos ansehen. Warum haben Sie sich dazu entschieden und welche Videos sind das?

Bau: Das sind die Videos, die „die thede“ in den 1980er- und 1990er-Jahren produziert hat. In der Anfangsphase kamen die Leute vom Film und von der Kunst und deswegen sind damals außergewöhnliche Videos mit einer ganz eigenen Ausstrahlung entstanden. Das waren nicht nur abgefilmte Demonstrationen wie bei anderen Videos aus dieser Zeit, sondern es gab witzige Ideen und ein experimentelles Vorgehen. Das sind die Anfänge von „die thede“ und für uns ist es wichtig, sie zu zeigen.

Streamen Online finden sich die Filme von „die thede“ auf www.diethede.de, der Website des Vereins „die thede“, der die Nachfolge der 2017 aufgelösten GbR angetreten hat. Zu der hatten sich Hamburger Dokumentar-Filmemacher*innen zusammengeschlossen, um Produktion und Vertrieb in der eigenen Hand zu behalten.

Darunter sind auch viele Videos über die Stadtentwicklung in Altona.

Hubert: Ja, denn damals ging es ja nicht nur um die Videotechnik, die gerade so neu und virulent war, sondern auch darum, sich damit zu beschäftigen, wo man selber gerade steht und was in der nächsten Nachbarschaft geschieht. Einer meiner Lieblingsfilme ist etwa „Der Thedebadfilm“. Da geht es um eine alte Badeanstalt, die von den Menschen in Altona geliebt und dann geschlossen wurde. Das ist ein wichtiges Dokument der Geschichte des Stadtteils.

Bau: Wir sind da alle baden und duschen gegangen. Und es war schräg gegenüber von unserer Adresse. Da kommt ja auch unser Name her.