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Wenn der, der fehlt, doch noch ein wenig da ist

Auf den Stehplätzen des Stadions an der Alten Försterei greift Phantomschmerz um sich. Das liegt gar nicht am beim Spiel gegen Darmstadt fehlenden Nenad Bjelica, seit Kurzem Trainer des Fußballbundesligisten Union Berlin. Der fehlt zwar gesperrt, nachdem er zuletzt einem Spieler des FC Bayern in einem unwürdigen Wutausbruch ins Gesicht gegriffen hat. Weh tut vor allem die klaffende Lücke am Spielfeldrand, die Bjelica ohnehin nicht füllen kann. Die Leerstelle macht bewusst: Der Hals über Kopf entlassene Ex-Cheftrainer Urs Fischer fehlt noch immer. Denn der niemals handgreifliche, immer bodenständige Schweizer hat Union in Rekordzeit von der 2. Liga in die Champions League geführt.

Als Dank dafür musste er nach drei erfolglosen Monaten gehen. Als „gemeinsame Entscheidung“ wurde das verkauft. So viel Marktmechanismus muss wohl auch bei Union sein, einem Verein, der sich gern unkommerziell und unangepasst gibt. „Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen?!“, ruft Nina Hagen in der Vereinshymne.

Berlin-­Köpenick

69.400 Ein­wohner*innen.

Der Ortsteil im Südosten ist Heimat vom 1. FC Union Berlin, der nach seinem von Urs Fischer beförderten Erfolg mittlerweile fast so viele Mitglieder hat. Mit über 64.000 ist Union jetzt der größte Sportverein Berlins.

Während meine Freun­d*in­nen und ich mit Melancholie und Phantomschmerz ringen, hat zumindest einer Bier geholt. Das Motiv auf meinem Becher: Cheftrainer Urs Fischer. Gareth Joswig