Der CDU-Funktionär und das liebe Geld

Der Integrationsverein des neuen Senatsbeauftragten für Russlanddeutsche, Walter Gauks, soll in schwere finanzielle Schwierigkeiten geraten sein

Von Marina Mai

In der Affäre um Walter Gauks, den neuen Ansprechpartner des schwarz-roten Senats für die Belange der Russlanddeutschen und Spätaussiedler, sind neue Vorwürfe aufgetaucht. So soll der von dem Marzahn-Hellersdorfer CDU-Funktionär Gauks geleitete Integrationsverein Lyra Marzahn in schweres finanzielles Fahrwasser geraten sein. Das zumindest behaupten Parteifreunde von ihm aus dem Ostberliner Großbezirk.

Allein die Mietschulden für die Vereinsräume, heißt es, würden sich auf mehr als 10.000 Euro belaufen. Hinzu kämen weitere Schulden, etwa für Honorare. „Das dicke Ende steht aber erst bevor“, sagt ein mit den Vorgängen vertrautes CDU-Mitglied, das namentlich nicht genannt werden möchte, zur taz.

Demnach könnte Gauks’ Verein noch mit unangenehmen Steuernachforderungen konfrontiert werden für die Zeit zwischen Mai 2021 und Juni 2022, als Lyra Marzahn nach eigenen Angaben drei Corona-Testzentren betrieb.

Nach taz-Informationen bekam der CDU-nahe Verein hierfür eine sechsstellige Summe von der Kassenärztlichen Vereinigung. Eine Steuernachforderung könnte bei dem heute trotz der damaligen Einnahmen offenbar klammen Verein also erheblich ins Kontor schlagen. Eine Insolvenz von Lyra Marzahn, heißt es aus der Bezirks-CDU, sei nicht auszuschließen.

Für den Senatsbeauftragten Gauks wäre es nicht die erste Pleite. 2019 ging in Lichtenberg der fast namensgleiche und ebenfalls mit seinem Namen verbundene Verein Lyra insolvent, nachdem das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht korrekt verwendete öffentliche Gelder in Höhe von 44.000 Euro zurückgefordert hatte. Zuvor hatte Gauks bereits eine Event- und Gastro-Firma im Harz in den Sand gesetzt.

Der Verein Lyra Marzahn will seine vermeintliche Finanznot weder bestätigen noch dementieren. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir über Interna des Vereins keine Auskunft geben“, sagt Vizechef Alexander Korneev zur taz. Auch die Hausverwaltung will sich mit Blick auf die kolportierten Mietschulden nicht äußern.

Dass die seinerzeitigen Einnahmen aus den Testzentren jedenfalls längst ausgegeben sein könnten, darauf deutet auch ein Spendenaufruf für den Verein seitens der Künstlerin Juliane Duda hin. In dem Aufruf schreibt sie, dass aufgrund der Medienberichterstattung über den Fall Gauks zugesagte Gelder für den Verein bisher nicht überwiesen wurden, weshalb „die laufenden Projekte des Vereins eingeschränkt oder sogar beendet werden müssen“.

In der Tat liegt beim Bezirk Marzahn-Hellersdorf ein Antrag von Lyra Marzahn über 40.000 Euro, den Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) ohne Beteiligung der Bezirksverordneten bewilligen wollte – bis der zuständige Fachausschuss der BVV ihn aufgrund der Medienberichte auf Eis legte.