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: „Die Absage der Ausstellung war ein Schock“

Mit einem Film begeht die Rote Hilfe ihr Jubiläum in Göttingen

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr Ramaswamy, im Netz gibt es keinerlei Informationen darüber, wann und von wem „Solidarität – 100 Jahre Rote Hilfe“ gemacht wurde. Was ist das überhaupt für ein Film?

Mohan Ramaswamy: Der Dokumentarfilm wurde von einem engagierten Genossen aus Heidelberg als Begleitpublikation extra für die Ausstellung „100 Jahre der Roten Hilfe“ gemacht. Er erzählt darin von Menschen, die in den hundert Jahren gegen die herrschenden Zustände protestiert haben. Neben historischen Fotos und Filmaufnahmen gibt es viele Interviews – etwa mit Menschen, die schon lange mit der Roten Hilfe und Protestaktionen zu tun haben. Und es geht auch um neuere Aktionen gegen Waldrodung, den Klimawandel und den G20-Gipfel in Hamburg..

Was können Sie sonst noch über den Film sagen?

Er ist vielleicht ein wenig lang geraten. Ich habe ja selber auch Filme gemacht und hätte ihn ein wenig gestrafft. Aber das ist in der kurzen Zeit wohl gar nicht möglich gewesen, denn er ist ja gerade erst vor drei Wochen fertig geworden. Auf der Gala zum 100. Geburtstag der Roten Hilfe im Hamburger Stadion am Millerntor sind im Februar die letzten Aufnahmen gemacht worden.

Jetzt wird er also einmal in Göttingen gezeigt. Wir er auch noch an anderen Orten zu sehen sein?

Es gibt in den 50 Ortsgruppen der Roten Hilfe über das ganze Jubiläumsjahr verstreut Veranstaltungen, bei denen die Ausstellung und der Dokumentarfilm gezeigt werden. Möglichst in Kinos, aber auch an anderen Veranstaltungsorten. Und danach wird er dann kostenlos online verfügbar sein.

Foto: privat

Mohan Ramaswamy, Jahrgang 1953, ist promovierter Kulturwissenschaftler und in Göttingen als Mediendienstleister und Gebrauchsgrafiker tätig.

Nun gab es ja Probleme mit dem Veranstaltungsort der Ausstellung, die eigentlich im Kulturzentrum KAZ gezeigt werden sollte, aber dort wieder ausgeladen wurde (taz berichtete). Fällt die Ausstellung nun aus?

Nein, sie wird jetzt in dem Göttinger Hausprojekt OM10 stattfinden. Nach der Absage hatten wir sogar mehrere Angebote von Initiativen in Göttingen bekommen, die bereit gewesen wären, die Ausstellung zu übernehmen. Es hat in Göttingen einen großen Schwung an Solidarität gegeben. Aber weil das Buffet für den Empfang zur Ausstellungseröffnung sowieso von der Kochgruppe der OM10 kommt, wurde am Montag auf dem Plenum entschieden, uns mit Freude zu beherbergen.

Was für eine Ausstellung ist das eigentlich?

In diesem Jahr feiern wir ja 100 Jahre Rote Hilfe und auch das 30. Jahr der Ortsgruppe in Göttingen. Es gibt diese Ausstellung mit 18 großen Plakaten zu 100 Jahren Entwicklung der Organisation seit der Gründung am 1. Oktober 1924.

Dann ist dies auch eine kleine Werkschau von Ihnen?

Filmvorführung „Solidarität – 100 Jahre Rote Hilfe“ 18. 3., 18 Uhr, Kino Méliès, Göttingen

Nein, das sind von mir gestaltete Grundlayouts, die wir dann mit verschiedenen Materialien und historischen Plakat-Abbildungen kombiniert haben. Die Historikerin Silke Makowski vom Hans-Litten-Archiv hat die Texte dazu geschrieben. Wir haben viele Monate gemeinsam daran gearbeitet und da war die Absage schon ein ziemlicher Schock.

Wie schätzen Sie persönlich diese plötzliche Ausladung ein?

Ich habe die Befürchtung, dass sie ein Präzedenzfall werden wird. Wenn Institutionen von öffentlichen Geldern abhängig sind und dann Angst bekommen, dass ihnen die Mittel gestrichen werden, wenn es politisch ein bisschen brisant wird. Ich kenne die Geschäftsführer des KAZ schon seit vielen Jahren und dort wurde eine gute und wertvolle Arbeit geleistet. Mein Eindruck ist, dass sie politisch massiv unter Druck gesetzt wurden.