meinungsstark
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60 Jahre Kampf für den Frieden

„Friedensaktivist Jürgen Grässlin: Flucht in die Utopie“, taz vom 28. 3. 24

Die taz bemängelt an dem großartigen Jürgen Grässlin seine Resignation. Dieser Mann hat ein ganzes langes Leben gekämpft gegen Rüstungslobby und Kriege. Er hat leider nur „Papyrus-Siege“ errungen. Die Waffenhersteller produzieren immer mehr und liefern widerrechtlich in die ganze Welt. Auch ich, gleichaltrig, habe 60 Jahre gegen alles Unrecht erkämpft. War bei jeder Friedens- und Anti-Atom-Demo dabei, habe als Betriebsrätin und Gewerkschafterin gegen Unternehmenswillkür und Ausbeutung gekämpft. Auch ich habe resigniert. Ich stelle mir immer vor, die da oben sitzen in ihren Elfenbeintürmen bei Hummer, Kaviar und Champagner und amüsieren sich über die da unten in ihren Hamsterrädern. Ab und zu bekommen sie etwas Futter, damit sie weiter funktionieren. Mithilfe ihrer Medien hetzen sie die Armen auf die noch Ärmeren, insbesondere die Flüchtlinge, die nicht im Meer ertrunken sind. Die haben die Schuld an ihrer Misere. Privatfernsehen, asoziale Medien und Springer-Presse & Co halten die kleinen Leute dumm, die Politiker halten sie arm. Wenn sich das jemand 60 Jahre Tag für Tag anschaut und feststellen muss, dass alles viel schlimmer wird, dass der Klimawandel nicht ernst genommen wird und alle immer so weitermachen – die meisten Menschen immer nur Spaß haben wollen, auf nichts verzichten wollen, dann kann man doch nur noch resignieren. Ellenruth Al Saadawe, Riegelsberg

Ewiger Krieg gegen die Umwelt?

„EU lockert Umweltschutz“, taz vom 26. 3. 24

Die EU-Agrarminister folgen der EU-Hierarchie (Rat, Kommission, Parlament) und nehmen für sinnvoll erachtete Maßnahmen für den Artenschutz zurück, weil Verkehrsminister den aufgestachelten Landwirten, deren Vorfahren mal Bauern waren, erlauben, mit ihren Produktionsmonstern nicht nur auf die Äcker zu fahren, sondern auch auf Straßen – Kategorie Großstädte lahmlegen.

Das alles im Jahr eins nach dem heißesten Jahr seit Wetteraufzeichnung. Die Erwärmung der Meere garantiert, dass die Rekorde von 2023 übertroffen werden. In diesem Moment scheitert die EU mit dem bisher einzigen Versuch einer Globalmacht (dem European Green Deal), dem Klimawandel trotzen zu wollen. Damit wird das 1,5-Grad-Ziel von Paris noch in diesem Jahrzehnt verfehlt und die 2-Grad-Grenze vor 2050 überschritten. Alle vorhergesagten, befürchteten Kipppunkte im Gefolge. Die Erwärmung der Erdoberfläche ist für die Zivilisation wie eine Art Selbstverbrennung (Hans Joachim Schellnhuber), die das Scheiten der Gattung Homo sapiens sapiens besiegelt (Thomas Metzinger).

Klaus Warzecha, Wiesbaden

Die einen sparen – und die andern?

„Deutschlands CO2-Budget: Ökologische Schuldenkrise“,

taz vom 26. 3. 24

Wir brauchen dringend ein Regelwerk, und seien es Verbote oder Kontingentierungen. Ich weiß, ganz unbeliebtes Thema. Aber: sehr viele Menschen in meiner Umgebung sparen beim Energieverbrauch, fliegen nicht in den Urlaub oder haben kein Auto. Andere bemühen sich um Arterhaltung, legen insektenfreundliche Gärten an oder benutzen keine Pflanzenschutzmittel. Gleichzeitig müssen diese Menschen im Fernsehen zum Beispiel verfolgen, wie Kinder vor der Kamera ihre Oster-Urlaubsziele präsentieren: Singapur, Umsteigen auf ein Kreuzfahrtschiff. Dubai, um in einem Wasserpark (in der Wüste!) zu spielen.

Was läuft hier verkehrt? Wenn nicht bald etwas passiert, werden die wohlmeinenden BürgerInnen nicht mehr mitmachen. Sie werden dann den Windparks in ihrer Umgebung auch nicht mehr zustimmen und auch wieder mit dem Flugzeug eine Kurzreise zum Shoppen in Dubai unternehmen.

Es wird keinen Zusammenhalt geben, wenn die einen sich einschränken und CO2 einsparen und die anderen das Eingesparte verprassen. Das muss dringend – auch konfrontativ – diskutiert werden. Jeannette Kassin, Hamburg