Neuer Grenzübergang nach Gaza

Israel gibt an, mehr Hilfslieferungen ermöglichen zu wollen. Die humanitäre Lage bleibt angespannt

Von Lisa Schneider

Der internationale Druck auf Israel, endlich mehr Hilfsgüter im Gazastreifen zu ermöglichen, scheint zu wirken: Verteidigungsminister Yoav Gallant gab am späten Mittwoch bekannt, dass ein neuer Grenzübergang zwischen Israel und Gaza ermöglicht werden solle. Er soll direkt an der Küste gelegen sein, zwischen dem palästinensischen Dorf As-Safia und dem israelischen Kibbuz Zikim. In der Vorwoche gab Israel bekannt, dass es künftig Hilfslieferungen über den Hafen in der Stadt Aschdod erlauben werde. Zwischen Aschdod und dem geplanten Grenzübergang nach Nordgaza liegen nur etwa 40 Kilometer.

Gallant erklärte weiter: Das Ziel Israels sei es, die Einfuhr von 500 Lastwagen täglich nach Gaza zu ermöglichen. Dafür wolle man die Sicherheitsprozesse anpassen und mit internationalen Partnern verstärkt zusammenarbeiten. Am Mittwoch sind laut Angaben der israelischen Behörde Cogat knapp 300 Lastwagen mit humanitärer Hilfe in Gaza angekommen. Der Inhalt von 600 bereits zuvor eingegangenen Lastwagen warte auf der palästinensischen Seite des Grenzübergangs Kerem Schalom auf die Verteilung, so Cogat. Auch die Abwürfe von Hilfslieferungen aus der Luft halten an, laut Cogat wurden am Mittwoch hunderte Lebensmittelpakete über Gaza verteilt.

Vor allem im nördlichen Teil Gazas bleibt die humanitäre Lage aber äußerst angespannt: Seitdem das israelische Militär einen Korridor zwischen Nord- und Südgaza errichtet hat, ist der Nordteil quasi abgeschnitten. Hilfsorganisationen wie auch eigentlich mit Israel verbündete Regierungen warnen vor einer Hungersnot in Gaza, vor allem im Norden.

Dass die internationale Gemeinschaft diesbezüglich langsam die Geduld mit Israels Regierung – allen voran Ministerpräsident Benjamin Netanjahu – verliert, zeigt der immer schärfere Ton Richtung Israel. So warnte etwa David Satterfield, Sondergesandter der USA für humanitäre Fragen im Nahen Osten: „Es besteht die unmittelbare Gefahr einer Hungersnot für die Mehrheit der 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens, wenn nicht sogar für die gesamte Bevölkerung.“ Auch die hygienischen Bedingungen für die Menschen in Gaza seien nicht mehr hinnehmbar: „Solche sanitären Verhältnisse wie in Rafah“ habe man noch nie erlebt.