sieben sachen
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1968–2024: Geschichte einer Bewegung Foto: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin

Ein Stück Stoff im Wind

1968: Eine rote Fahne wird von insgesamt 15 Personen im Staffellauf durch Berlin getragen. Unter anderem dabei: Thomas Mitscherlich, Holger Meins und Gerd Conradt. Letzterer hisst die Fahne auf dem Balkon des Schöneberger Rathauses, dem Sitz der Westberliner Regierung. Zahlreiche Remakes werden bis heute aus vielen Städten weltweit gemeldet. Gerd Conradts „Farbtest. Rote Fahne“ ist eine filmische Studie über Menschen, Bewegungen und ein Symbol. In Anwesenheit des Regisseurs.

Bundesplatz-Kino, 1. 5., 15 Uhr, 10 Euro

Ölkanne und Low-Fi-Synth: das französische „indie love grunge“-Duo Pili Coït Foto: Judith Saurel

Wort, Körper, Klang

Die Konzertserie „Stop Over“ hat für einen zweiten Aufschlag an vier Sonntagen bis August Künst­le­r*in­nen aus dem Jazz und Improvisation eingeladen, Konzerte anders zu denken. Musikalische Performances, Dichtung, Tanz und Klangkunst kommen von: Beatdenker, un.procedure, Pili Coït, Birgit Wieger, Clara Gracia und Matto Zoppi.

Radialsytem, 28. 4., 20 Uhr, 14/10 Euro

Bärchen und die Milchbubis Foto: Kevin Winiker

Lieder für den guten alten Scheißstaat

Nach ihren Anfängen in Hannoveraner Jugendzentren schafften es Bärchen und die Milchbubis mit Underground-Tapes und nischigen Fanzines bald auf die großen Bühnen und lieferten mit „No Future!“ in den 80ern den Punk-Slogan der Zeit. Mit viel Pop-Appeal gesegnet, agierte die Band dabei an der Schnittstelle zur Neuen Deutschen Welle. Nun sind sie mit neuem Album „Die Rückkehr des Bumm!“ auf Tour. Außerdem zu Gast: die Avantgarde-Folk-Musikerin mit Punkwurzeln Jens Ausderwäsche.

Monarch, Skalitzer Str. 134, 28. 4., 20 Uhr, Tickets im VVK 16 Euro

Schweigen als Gewalt: „Terribly Human“ Foto: Uri Rubinstein

Fürchterlich menschlich

Eine Gruppe junger Menschen erscheint und schaut schweigend auf zwei Paare, die ein Leben im eigenem Haus mit Garten leben. Sie öffnen nur ihren Mund. Ihr Schweigen wird zur Tat und legt archaische Gefühle von Angst und Hass frei. Gewalt ist unvermeidlich. Ofira Henig, eine der wichtigsten Re­gis­seu­r:in­nen Israels, produziert seit Jahren international, war mehrfach beim FIND Festival zu Gast und unterrichtet unter anderem an der Barenboim-Said Akademie. Mit „Terribly Human“ konfrontiert sie uns mit der Quelle menschlichen Leidens, das so viele verschiedene Formen annimmt: Rassismus.

„Terribly Human“: tak Theater, Aufbau Kreuzberg, 27. 4., 19 Uhr, Tickets 22,30 Euro

„Myriad. Where we connect.“ erzählt Geschichten migrierender Tiere Foto: Interactive Media Foundation

Die Welt neu entwerfen

Die Berlin Design Week startet am Samstag wieder mit Ausstellungen an vielen Orten der Stadt. Unter dem Titel „Retrospektive und Perspektive“ trifft im Peter-Behrens-Bau Innovation auf Geschichte. Eine Ausstellung für alle, die sich für Design, Architektur und nachhaltige Stadtentwicklung interessieren.

Peter-Behrens-Bau, Ostendstr. 1-4, 27. 4.–5. 5., 11–20 Uhr, berlindesignweek.com

Performt zur Eröffnung am Freitag: DJ Robert Machiri Foto: © Eunice Maurice

Bezüge als Schwingung

Kritisches Zuhören ist der erste Schritt zu einer Ethik und Ästhetik der Fürsorge und der Freiheit. Hörgewohnheiten zu verwerfen, ermöglicht Zugang zu einer anderen Geschichte und Erfahrung. Beim Klangkunstfestival „Oscillations“ teilen Künst­le­r*in­nen aus Südafrika und Deutschland ihre Hörerfahrungen in neuen Klangarbeiten.

„Oscillations. Cape Town – Berlin“, Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Eröffnung 26. 4., 19 Uhr, bis 19. 5., Programm: www.adk.de, Eintritt frei

Der Autor Said Etris Hashemi Foto: Johannes Tewelde

Eine klare Botschaft

Said Etris Hashemi, Sohn afghanischer Geflüchteter, ist vom rechtsextremen Terroranschlag am 19. Februar 2020 in Hanau direkt betroffen: Sein jüngerer Bruder Said Nesar und viele seiner Kindheitsfreunde wurden ermordet. Er selbst überlebte nur schwerverletzt. Seitdem ist er zum Botschafter für mehr Gerechtigkeit in diesem Land geworden, nutzt seine Stimme aktiv und setzt sich gegen Rassismus und Diskriminierung ein. Und er hat ein Buch geschrieben. „Der Tag, an dem ich sterben sollte“ (2024) ist schon jetzt ein Besteller und sollte nach Meinung der Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal Pflichtlektüre an jeder Schule in Deutschland sein. In einer Gesprächsreihe im HKW triffft Hashemi auf Max Czollek.

Said Etris Hashemi im Gespräch mit Max Czollek: Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 28. 4., 15 Uhr, 5 Euro