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Rainer-Reichert-Preis
: Ausgezeichnete Arbeit

Foto: Stephanie Steinkopf/taz

Wie funktioniert staatlich gelenkte Desinformation? Dieser Frage ging ein taz Rechercheteam anhand eines konkreten Falls in Ungarn nach. Zum Tag der Pressefreiheit am 3. Mai wurde nun die taz Recherche mit dem „Rainer-Reichert-Preis“ in der Kategorie Text/Multimedia ausgezeichnet. Der Preis wird seit 2015 jedes Jahr vom Bayrischen Journalistenverband an herausragende Recherchen vergeben, die sich in besonderer Weise für die Pressefreiheit verdient gemacht haben. Mit dem Preis erinnert der BJV an den 2019 verstorbenen europaweit engagierten Journalisten Rainer Reichert aus Würzburg.

Im Mai 2023 veröffentlichte die taz den Artikel „Kämpfer an Orbáns Medienfront“, recherchiert und aufgeschrieben von den taz-Redakteuren Jean-Philipp Baeck (Bild links) und Christian Jakob zusammen mit der freien taz-Autorin Luisa Kuhn. Gemeinsam begab sich das Team auf die Suche, wie es dazu kam, dass die österreichische Journalistin Franziska Tschinderle 2021 in Ungarns TV-Nachrichten tagelang diffamiert wurde. Dabei tat Tschinderle lediglich, was zum journalistischen Standard gehört: politisch Verantwortlichen kritische Fragen stellen. Die ungarische Regierungspartei Fidesz reagierte massiv.

Das Rechercheteam der taz sprach mit hohen ehemaligen Mitarbeitern des staatlichen Mediensystems in Ungarn, mit Wissenschaftlerinnen, Aktivistinnen, Politiker*innen und konnte interne Dokumente einsehen. Schließlich liefen sie auf dem ungarischen Land geradewegs in den Garten des Hauptautors der Berichte über Franziska Tschinderle und deckten auf, wie Medien und Regierung in Ungarn zusammenarbeiten.

Der Bericht ist Teil des Rechercheprojekts „Decoding the disinformation playbook of populism in Europe“, das vom International Press Institute in Wien geleitet und in Zusammenarbeit mit Faktograf aus Zagreb und der taz durchgeführt wird.

Im November 2023 erschien ein weiterer Text aus dem Rechercheprojekt. Darin geht das Team den Anfeindungen gegen Alexander Roth nach – einem Journalisten, der über die Querdenker-Szene im Raum Stuttgart und deren Verstrickungen mit der lokalen Reichsbürgerszene recherchiert. Im April berichtete Christian Jakob im Rahmen des Projekts über Versuche, den Wahlkampf in der Slowakei zu beeinflussen, mittels KI-gestützter Desinformation und Diffamierung der Investigativjournalistin Monika Tódová.

Katrin Gottschalk