Eine Insel, eine Insel!

Neu in der Staatenwelt: Ein 50.000 Quadratmeter großes Eiland von Haribos Gnaden

Haribo-Island wird schleunigst umbenannt in „Peoples Republic of was-weiß-ich“

Haribo verlost eine Insel: „Haribo-Island“. Das ist nicht so eine kleine Inselwitzinsel mit Palme in der Mitte irgendwo in der Südsee, sondern eine 50.000-Quadratmeter-Insel in einem Binnensee in Kanada, 300 Kilometer von Halifax entfernt. Mit altem Waldbestand und einer „rustikalen Blockhütte“, die Thomas Gottschalk, so Haribo, „während des Promotionzeitraums“ eigenhändig bauen wird. Hauptsache, er ist rechtzeitig weg, wenn ich die Insel gewonnen habe. Um zwei Fragen gleich vorweg zu beantworten: Nein, nicht verwandt, nicht verschwägert. Ja, ich werde das öfter gefragt.

Mein Plan ist so einfach wie genial. Erst gewinne ich die Insel, dann den Unabhängigkeitskrieg gegen Kanada. Danach wird Haribo-Island umbenannt in „Peoples Republic of was-weiß-ich“, das entscheide ich ganz spontan. Ich werde Staatschef und mein Bruder wird Finanzminister. Mein Bruder kann überhaupt nicht mit Geld umgehen und verfügt noch über eine weitere wichtige Eigenschaft, die unabdingbar für seine neue Stellung ist: Schulden haben ihm noch nie den Schlaf geraubt. Ein geliehener Zwanziger in der Tasche stimmt ihn genauso fröhlich wie ein geschnorrter. Er ist die Idealbesetzung für den Job: Wir streben schließlich eine Staatsverschuldung auf internationalem Niveau an.

Zuerst brauchen wir einen Regierungssitz, ich dachte da an einen kleinen Palast, der in spannendem Kontrast zur urwüchsigen Landschaft steht und Synergien zwischen Kul- und Natur sichtbar werden lässt, vor allem aber über einen Whirlpool, einen großen Flachbild-Fernseher und einen begehbaren Schuhschrank für meine First Lady verfügt. Das nahe gelegene Finanzministerium kommt direkt ans Wasser, da mein Bruder gern angelt. Die Blockhütte wird zum Abschiebegefängnis umgebaut, nur für den Fall, dass Thomas Gottschalk noch mal vorbei schaut.

Auf eine Bevölkerung können wir getrost verzichten, egal ob man sie Einwohner, Anwohner oder Untertanen nennt, man weiß doch, wie die sind. Auf einmal fordern sie ein Hallenbad oder Demokratie, sie fangen an zu meckern, wenn man mal einen Baum fällt, sie betuppen einen mit der Steuer, planen einen Putsch oder verlangen, dass über Patriotismus diskutiert wird. Und wissen Sie eigentlich, was so ein funktionstüchtiger Repressionsapparat heute kostet? Nein, ein Volk, das wird ihnen jede mickrige Stadtregierung bestätigen, stört nur beim Regieren.

Es reichen ein gutes Bankengesetz, niedrige Steuern und eine gewisse Liberalität bei der Vergabe von Erstwohnsitzen. Warum sollen nicht 70 Superreiche in einem Zweimannzelt wohnen? Vielleicht finden die das spannend. Außerdem ist der Jet-Set ohnehin immer unterwegs, das sagt ja schon der Name. So hat man eine Bevölkerung, die gern ihre Steuern bezahlt, aber nie da ist, um der Regierung auf den Sack zu gehen. Die Regierung will schließlich in Ruhe angeln und Fernsehen gucken.

Wenn das zu langweilig wird, absolvieren wir Staatsbesuche bei unbeliebten Kollegen, die sonst selten Besuch bekommen. Mal so eine Reihe nordkoreanischer Soldaten abzuschreiten, ist gewiss ein Erlebnis. Alle kleiner als ich! Einfach mal Albanien wirtschaftliche Unterstützung zusagen oder in Afrika einen Brunnen gut finden. Und immer mal wieder schwer beleidigt beim deutschen Außenministerium anrufen: Man fühle sich durch die Haltung Fischers brüskiert, die Beziehungen zwischen meiner Regierung und der Bundesrepublik Deutschland würden dadurch auf eine schwere Probe gestellt.

Ich denke, irgendwann werden wir unsere diplomatischen Beziehungen zu Deutschland einfach einseitig abbrechen. Das wollte ich schon immer einmal tun. CHRISTIAN GOTTSCHALK