Der Welt ein Zuhause

Originalgetreu am Originalen Platz: Der Gottorfer Globus war ein, nein das Wunderwerk barocker Wissenschaft

Das Schloss Gottorf war einmal der Nabel der Welt. Nicht der einzige – das Schloss in Insellage bei Schleswig musste mit Versailles und der Wiener Hofburg konkurrieren, und außerdem ist das wirklich lang, lang her. Aber damals, in der Zeit von 1654 bis 1713, als der 3,11 Meter durchmessende Riesenglobus das Zentrum des Gottorfer Schloßparks bildete, hielten sich Bildungsreisende nicht lange mit Hamburg auf. Sie fuhren nach Schleswig, um das Wunderwerk zu bestaunen, das, auf eine Idee von Ihro Hoheit Friedrich III von Schleswig-Holstein-Gottorf und unter wissenschaftlicher Anleitung des Hofgelehrten Adam Olearius, von Büchsenmacher Andreas Bösch gefertigt worden war.

Weltberühmt war der Gottorfer Globus nicht nur wegen seiner Außenhaut, auf die detailliert die damals bekannte Welt aufgetragen war. Das Innere des Gottorfer Wunderglobus war begehbar, bis zu zwölf Personen konnten darin sitzen und den prachtvollen Sternenhimmel bestaunen, der auf der Innenseite aufgemalt war. Durch eine der Uhrmechanik abgeschaute Konstruktion ließ sich der Himmel in Bewegung versetzen, wobei die Sterne sich um die Erde drehten. Ein Umlauf dauerte 24 Stunden, konnte aber mittels Handkurbel beschleunigt werden.

Nachdem sie 1713 von Zar Peter dem Großen nach Petersburg verschleppt wurde, ging es mit der Weltkugel bergab. Durch die weite Reise sowie durch Feuersbrünste und andere Einwirkungen ist sie stark beschädigt worden. Nachdem sie im zweiten Weltkrieg noch einmal kurz nach Deutschland kam, befindet sie sich heute im Petersburger Lomonossow-Museum.

Doch Gottorf hat den Globus nicht vergessen. Nachdem der Schlossgarten 1997 wieder aufgebaut worden war, wurde auch der Ruf nach der barocken Weltenkugel lauter. Und siehe da, von nächster Woche an ist eine originalgetreue Nachbildung zu sehen, inmitten der barocken Gartenterassen, in einem eigenen Globushaus. Das wurde gestern feierlich übergeben. Der Globus dreht sich sogar wieder. Und: Die „zeitgemäßen sicherheitstechnischen Anforderungen“ werden laut Stiftung Schloss Gottorf „erfüllt“. taz