Folter durch Isolationshaft?

USA UN-Beauftragter kritisiert Haftbedingungen für mutmaßlichen Whistleblower Brad Manning

WASHINGTON taz | Anpfiff für die US-Behörden: Ihre Behandlung des Whistleblowers Bradley Manning wurde jetzt von einem UNO-Sonderberichterstatter als völlig unangemessen verurteilt. Der Beauftragte für Folter, Juan Mendez, wirft der US-Justiz vor, Manning über Monate „grausam, unmenschlich und entwürdigend“ behandelt zu haben.

Demnach haben sich die USA gegenüber dem Exsoldaten womöglich sogar der Folter schuldig gemacht. Kritikpunkt des UNO-Beauftragten für Folter ist vor allem die 11-monatige Isolationshaft, die dem 24-Jährigen mutmaßlichen Wikileaks-Maulwurf zugemutet wurde.

Fast das ganze erste Jahr seiner Haft verbrachte Manning im Armeegefängnis Quantico in Virginia jeden Tag mit Ausnahme einer Stunde allein in seiner Zelle. Zeugen hatten berichtet, Manning habe nicht einmal Sportübungen machen dürfen. Er sei ständig beobachtet worden, und habe er doch Übungen gemacht, sei er umgehend aufgefordert worden, aufzuhören. Dem Häftling seien selbst Kopfkissen oder Bettlaken verwehrt worden. Täglich sei für etwa 15 Minuten ein Fernseher vor seine Zelle geschoben worden. Manning hatte sich über Schikanen beklagt. Unter anderem sei er gezwungen worden, sich jeden Abend komplett nackt auszuziehen, um vor Gefängniswärtern strammzustehen. Auch Amnesty International hatte protestiert.

Ob derartige Haftbedingungen auch als Folter gewertet werden könnten, hänge davon ab, als wie groß sich der Effekt dieser Maßnahmen auf Mannings körperliche und geistige Gesundheit erweist, so Mendez. Nach Abschluss einer 14 Monate andauernden Untersuchung kritisiert der UNO-Beauftragte, dass er trotz mehrfacher Anfragen kein einziges vertrauliches Gespräch mit dem Angeklagten habe führen dürfen. ANTJE PASSENHEIM