LESERINNENBRIEFE
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Recht auf Meinungsfreiheit reicht

■ betr.: „Claqueure der Mullahs“ von Deniz Yücel, taz vom 6. 3. 12

Nein, es gibt kein Menschenrecht auf „Israelkritik“, genauso wenig wie auf „Kongokritik“ etc.; das ganz normale Recht auf Meinungsfreiheit reicht ja auch. Was Yücel den Unterzeichnern dieses Aufrufs vorwirft, nämlich unfreiwillig Claqueure zu sein (in diesem Falle der Mullahs) passiert ihm selbst, denn er macht sich mit seinem selbst verordneten Maulkorb zum Claqueur der völkerrechtswidrigen israelischen Besatzungs-, Verdrängungs- und Expansionspolitik und meint damit fälschlicherweise und grob vereinfachend, auch noch die Moral auf seiner Seite zu haben. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Israel und Westjordanland

■ betr.: „Claqueure der Mullahs, taz vom 6. 3. 12

Deniz Yücel schreibt zu Recht: „Wenn es etwas gibt, dem Deutsche nicht schaden dürfen, dann ist es dieser Flecken Erde zwischen Totem Meer und Mittelmeer.“ Dem Kontext nach ist damit Israel gemeint. Damit unterschlägt er aber – unbewusst oder bewusst – dass sich auf dem beschriebenen Flecken auch das palästinensische Westjordanland befindet, das nach Auffassung der sogenannten Weltgemeinschaft eben nicht zu Israel gehört. Aber auch eine andere Lesart ist möglich: Yücel möchte, wenngleich recht verklausuliert, darauf aufmerksam machen, dass auch das Schicksal der Palästinensergebiete den Deutschen am Herzen liegen sollte. Das wäre allerdings bemerkenswert. ANDREAS UNGER, Berlin

Maulkorb für Friedensforschung?

■ betr.: „Claqueure der Mullahs“, taz vom 6. 3. 12

Seit wann ist denn der Einsatz gegen einen Krieg gleich Israelkritik? Sucht der Autor etwa verzweifelt einen Grund, der Friedensforschung (die übrigens entgegen der Behauptung Yücels und seiner recht ignoranten Charakterisierung eine akademische Disziplin ist) einen Maulkorb zu verpassen? Der Aufruf setzt sich für Maßnahmen für einen atomwaffenfreien Mittleren Osten, einschließlich Israels, ein, was Yücel zu überlesen scheint. Was ihm an der Aussage nicht passt, dass sich Iran auch wegen der westlichen Invasionen unbeliebter Regime in seiner unmittelbaren Nachbarschaft aufrüstet, bleibt unklar, ist aber politisches kleines Einmaleins, welches Herr Yücel eigentlich beherrschen sollte. Und dass die These, das iranische Regime wolle den Staat Israel vernichten, umstritten ist, scheint ebenfalls nicht zu interessieren. Man mag die Erwartungen des Dokuments für realistisch halten oder nicht – in meinen Augen machen sich die Unterzeichner weniger zu Claqueuren der Mullahs als Yücel sich zum Sprachrohr der Kriegstreiber. Dass er Deutschen dazu noch Samthandschuhe im Umgang mit Israel verpassen will, ist nur noch der Gipfel. Sind iranische Leben weniger wert als israelische, nur weil „wir“ davon (noch) nicht so viele vernichtet haben? Es gibt amerikanische Generäle mit einer differenzierteren Haltung als seiner.

CLAUDIUS MAIER, Villingen-Schwenningen

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Bekommen, was man verdient

■ betr.: „Müll bleibt liegen, Kitas zu“, taz vom 6. 3. 12

Wir können die Forderungen der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sehr gut nachvollziehen. Leider müssen immer öfter die Forderungen mit Streikaktionen in das Bewusstsein der Arbeitgeber gebracht werden, oft zulasten der Bürger. Bei ihren eigenen Einkünften, wie zuletzt der Landtag in Nordrhein-Westfalen, tut man sich da viel leichter, sich mal eben 500 Euro mehr zu genehmigen. Was sind dagegen schon die 200 Euro Gehaltsaufbesserung der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst? Und schon gar im Vergleich zu den Einkünften des Exbundespräsidenten von 200.000 Euro pro Jahr – dazu noch lebenslänglich! Da brauchen sich die Mitarbeiter nicht zu schämen! BERND und BEATE SCHMITZ, Viersen

Wo ist hier der Bildungsauftrag?

■ betr.: „Nach 180 Jahren Diskussion werden an einer deutschen Universität Rabbiner ausgebildet“, taz vom 6. 3. 12

Schade, dass Micha Brumlik auf die von ihm selbst erwartete Kritik der „eingefleischten Atheisten“ und „Laizisten“ gerade nicht eingeht. Meines Erachtens hat Ausbildung von Geistlichen sicher nichts an öffentlichen, unterfinanzierten Hochschulen zu suchen. Wo ist denn hier der Bildungsauftrag?

Fälle wie Küng oder eine Bekannte, die nicht evangelische Pfarrerin werden konnte, weil sie mit einem Muslim verheiratet war, sind doch sattsam bekannt und verheißen nichts Gutes.

THOMAS RISSE, Bremen

Der Ausstieg vom Ausstieg

■ betr.: „Angriff auf die Erneuerbaren“, taz vom 8. 3. 12

Nur eines ist noch anzumerken: In ein bis zwei Jahren nach der Novelle, wird sich herausgestellt haben, dass die Erneuerbaren Energien doch keinen so großen Beitrag zur Energiewende leisten können. Der Tenor wird dann sein, die Kernenergie kann doch nicht so schnell abgeschaltet werden, und wir brauchen mehr (Braun-)Kohlekraftwerke. Damit wird der Ausstieg vom Ausstieg vollzogen. Es werden die mafiös anmutenden Strukturen des Energieoligopols erhalten. ULRICH FECHNER, Hohenbrunn