KOMMENTAR VON KLAUS WOLSCHNER ÜBER DIE MUSIK
: Das darf nicht sterben

Eine der großen Versäumnisse der Bremer Pädagogik liegt in der stiefmütterlichen Behandlung der musikalischen Bildung. Erzieherinnen, die nicht singen können mit ihren Kindern, Schulen, die die Musikerziehung ausfallen lassen aus Mangel an Musiklehrern oder mangelnder Wertschätzung – das prägt seit Jahren das Bild.

Der Instrumentalunterricht an der städtischen Musikschule ist so teuer, dass nur „Kinder aus Schwachhauser Familien“ ihn ihren Kindern gönnen können, das gehört zum Bild. Dabei weiß heute jeder, dass Musizieren das Gehirn schlauer macht und die Menschen menschlicher. Der Sing-Sang ist das tiefer geschichtete menschliche Kommunikationsmittel, aus dem sich die Sprache erst herausentwickelt hat. Homers Verse wurden gesungen wie alle heiligen Worte. Glücklich ist die Mutter, die ihr Kind in den Schlaf singen kann.

Eine der großartigen musikpädagogischen Ereignisse ist das Bremer Jugendorchester aus einem schlichten Grund: Es schafft Motivation wie ein kleiner Quell in einer großen Wüste. Wer einmal Heiner Buhlmann mit 100 Jugendlichen auf der Bühne gesehen hat, der weiß: Das darf nicht sterben.

Wie kann es sein, dass die Musikverwaltung es nicht schafft, rechtzeitig die Weichen für die Suche nach einem Nachfolger zu stellen? Wer bewahrt diese Behörde vor ihrem Versagen?