Protest und Gewalt in den Townships

SÜDAFRIKA Drei Monate nach Zumas Wahlsieg verlieren arme Schwarze die Geduld. Von Räumung bedrohte Slumbewohner starten Protestwelle. Statt Armutsbekämpfung herrscht Rezession

JOHANNESBURG rtr/afp/taz | Drei Monate nach seinem Wahlsieg in Südafrika ist Präsident Jacob Zumas Schonfrist offenbar vorbei. Eine Reihe gewaltsamer Proteste armer Schwarzer hat sich gestern ausgeweitet. Demonstranten blockierten nahe Johannesburg eine Schnellstraße und bewarfen Autos mit Steinen. Bewohner des Townships Meyerton südlich von Johannesburg besetzten Farmland aus Protest gegen die Räumung einer von ihnen besetzten Siedlung.

Im Township Thokoza von Johannesburg kam es den zweiten Tag in Folge zu Demonstrationen. Dort sollten 35 Menschen vor Gericht erscheinen, die am Dienstag festgenommen worden waren, als sich rund 200 Menschen vor der Polizeistation versammelt und Polizeiautos mit Steinen beworfen hatten.

In der östlichen Provinz Mpumalanga drohten Bewohner des Ortes Balfour, das Rathaus anzuzünden, wenn nicht 100 am Dienstag verhaftete Demonstranten freikämen. Dort war es am Sonntag zu ausländerfeindlichen Ausschreitungen gekommen, bei denen Geschäfte im Besitz von Einwanderern geplündert und angezündet wurden.

Begonnen hatte die Welle von Protesten Anfang letzter Woche, als die Polizei versuchte, eine informelle Hüttensiedlung zu räumen, die auf dem Gelände einer noch zu errichtenden Stromtrasse liegt. Die Bewohner zerstörten zwei Polizeiautos und zündeten mehrere Gebäude an.

Die Räumung illegaler Slums, deren Bewohner noch nicht vom Wohnungsbauprogramm der ANC-Regierung profitiert haben, scheint die Ursache der meisten Proteste zu sein. In den 15 Jahren seit Ende der Apartheid in Südafrika sind zwar 2,8 Millionen neue Wohneinheiten errichtet worden, aber es leben noch immer eine Million Familien in Hütten ohne Strom oder fließendes Wasser. Derzeit herrscht in Südafrika ein besonders strenger Winter, mit nächtlichen Temperaturen teils unter dem Gefrierpunkt.

Im April hatte ANC-Chef Jacob Zuma mit dem Versprechen, mehr gegen die Armut zu tun, die südafrikanischen Wahlen souverän gewonnen. Aber seitdem ist Südafrika in eine Rezession gerutscht und über 200.000 Arbeitsplätze sind verloren gegangen, während die Arbeitslosenquote bei 23,5 Prozent liegt und inoffiziell höher ist. D.J.