Magische Räume

Geeint und dialogfreudig will das Festival „150 % made in Hamburg“ die freie Theaterszene präsentieren

Der Ort ist der Impuls. „Es riecht hier wie in den hoffnungsfrohen Anfängen auf Kampnagel“, sagt Regisseur Torsten Diehl. „Wie in jenen Ären, als die freie Theaterszene noch glaubte, an den großen Bühnen ihr Forum zu finden; oder wie in Utopia, wo man auch Projekte anbieten kann, die nicht in vorgefertigte dramaturgische Konzepte passen.“

Womit er keinen Vorwurf gen Kampnagel senden möchte. Sondern erklären, warum er gemeinsam mit Sprechwerk-Gründer Andreas Lübbers das Festival „150 % made in Hamburg“ initiiert hat, das vom 14. bis 17. April eben dort stattfinden soll: damit sich die freie Szene zwanglos präsentieren und vernetzen könne. „Hierfür ist ein Identität stiftender Ort extrem hilfreich“, betont Diehl. „In dem die freien Gruppen als Impulsgeber und nicht – wie in der Zusammenarbeit mit den großen Häusern üblich – als Dienstleister agieren können.“

Als Konkurrenz zu den existierenden freien Theatern sei das neue Festival nicht gedacht. „Wir zielen eher auf das Publikum des Thalia in der Gaußstraße und der Programmkinos“, sagt Lübbers. „Und natürlich auf die Leute hier aus Hamm.“ Denn noch ist sie nicht so bekannt wie gewünscht, die vor gut einem Jahr eröffnete großräumige Bühne am Berliner Tor, die jetzt vier Tage lang eine Mixtur aus Theater, Performance und Lesung präsentieren wird.

Nur wenige Premieren – ein Shakespeare-Zugriff von Diehl, eine Performance von Angela Guerreiro und ein Stück von Gero Vierhuff – finden sich im Programm, aber um Novitäten geht es auch nicht: Dialog – innerhalb der Szene wie auch mit dem Publikum – ist das Ziel von „150 % made in Hamburg“, das nicht nur hiesige Künstler präsentiert. 16 von 50 eingereichten Produktionen haben die Initiatoren – Lübbers für das Sprechwerk und Diehl für den Dachverband Freier Theaterschaffender Hamburg – ausgewählt; Comedy, Kinder- und Jugendtheater sowie Amateuraufführungen kamen nicht ins Programm. Dafür „existieren in Hamburg genug andere Orte“, sagt Diehl.

Bleibt die Frage, wie sich das Festival mit seinen Produktionskosten von rund 18.000 Euro finanziert: 4.000 Euro gibt die Kulturbehörde aus ihrem Feuerwehrtopf. Und der Rest? Die Künstlerrunde schweigt. Idealismus siegt. ps

14. bis 17. 4., Sprechwerk, Klaus-Groth-Straße 23; www.hamburgersprechwerk.de