Alter Hafen gesucht

In Flensburg wird nach historischen Uferanlagen geforscht. Teile eines Kettenhemdes wurden dabei bereits gefunden

Auf einer Flensburger Baustelle suchen Archäologen nach dem mittelalterlichen Hafen der Stadt. Die Arbeiten „zählen zu den wichtigsten Stadtausgrabungen der letzten Jahrzehnte in Schleswig-Holstein“, sagte gestern der Leiter des Schleswiger Archäologischen Landesamts, Claus von Carnap-Bornheim, in Flensburg.

Schon seit Beginn der Grabungen im vergangenen Dezember seien sich die Experten sicher, bald auf die bis zu 800 Jahre alten historischen Uferanlagen im Bereich der Innenförde zu stoßen. Nach Angaben von Projektleiter Willi Kramer wurden inzwischen erste Hausreste aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entdeckt. Außerdem seien aus der Zeit um 1500 ein Dolch, Pilgerabzeichen, hölzerne Schreibtäfelchen, ein Armbrustbolzen sowie Teile eines Kettenhemdes gefunden worden. „Das deutet auf einen adeligen Haushalt hin“, sagte Kramer.

Bei den weiteren Ausgrabungen in bis zu acht Meter Tiefe rechnen die Archäologen damit, an der früheren Fördebucht die Reste einer alten Palisadenbefestigung sowie die Überbleibsel von Schiffslandungsbrücken zu finden. „Hier wohnten im Mittelalter Kaufleute, und die hatten ihre Schiffe meist in unmittelbarer Nähe“, erklärte Kramer. Der Bereich um Flensburgs südlichen Stadtkern war vor der Bebauung eine Wasserfläche mit sehr feuchtem Boden. Das Gelände wurde im Mittelalter aufgeschüttet. Die Ausgrabungen sollen Ende Juli dieses Jahres beendet sein. dpa