„Locker lassen“

Kathrin Passig lobt die Verpeilung

■ macht nur, was sie mag: Bücher und Kolumnen schreiben oder übersetzen.  Foto: Jan Bölsche

taz: Frau Passig, waren Sie heute schon undiszipliniert?

Kathrin Passig: Ich bin um sechs Uhr früh aufgestanden, habe mich aber noch mal um zehn für zwei Stunden ins Bett gelegt. Ich weiß nicht, ob das zählt, normalerweise wäre ich um die Zeit noch gar nicht wachgewesen.

Wie kann man undiszipliniert produktiv sein?

Ein Beispiel: Ich schreibe seit zehn Jahren, habe es aber nie geschafft, mich bei der VG Wort anzumelden, von der man ja hört, dass sie Geld verteilt. Dieses Jahr habe ich jemand anderen damit beauftragt. Und das Geld, das ich heute bekommen habe, war zehnmal so viel wie das, was ich dem bezahlen musste, der mich angemeldet hatte.

Undiszipliniertheit muss man sich leisten können?

Naja, in dem Fall ist es so, dass durch die Erlaubnis von mir an mich – ich muss das jetzt nicht selber machen – mein Leben günstiger geworden ist. Der Versuch, mich zur Selbstdisziplin anzuhalten, ist mich dagegen teuer zu stehen gekommen. So ist es oft: Locker lassen macht sich bezahlt.

Ihr Buch heißt „Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken von Selbstdisziplin“. Wie viel Koketterie steckt darin?

Buchtitel lügen oft, klar. Allerdings habe ich erst acht Wochen vorm Abgabetermin zu schreiben begonnen. Co-Autor Sascha Lobo etwa vier Wochen. Ganz ohne Disziplin geht es vielleicht nicht. Aber wir haben den Aufwand auf ein Minimum reduziert. INTERVIEW: MAP

19 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38