Lonely Stranger George W. Bush

Wenn der US-Präsident Mainz und Wiesbaden am 23. Februar besucht, soll ihm möglichst niemand begegnen. Straßen und Flüsse werden gesperrt, Schulen und Turnhallen geschlossen. Ein Aktionsbündnis hat dennoch Protestzüge angekündigt

AUS MAINZ KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Bürger, meidet Mainz und Wiesbaden. Und die gesamte Region an Rhein und Main um die benachbarten Landeshauptstädte von Rheinland-Pfalz und Hessen gleich mit. Jedenfalls am 23. Februar. Dann nämlich kommt Mr. President George W. Bush (USA) zu Besuch.

Höchste Alarmstufe für alle Sicherheitskräfte also. Den Luftraum über dem Rhein-Main-Gebiet jedenfalls werden Kampfflugzeuge der Bundeswehr sichern. Die Wasserstraßen werden auf mehreren Kilometern Länge für die Schifffahrt gesperrt. Und zu Lande wird das wohl größte Polizeiaufgebot der Nachkriegszeit den US-Präsidenten bei seiner Ankunft auf dem Rhein-Main-Flughafen, bei seiner Visite auf dem US-Militärflughafen Erbenheim bei Wiesbaden und während der offiziellen Gesprächstermine mit der Bundesregierung in Mainz vor Terroristen und Demonstranten schützen. Letztere haben sich zu einem Aktionsbündnis „Not Welcome Mr. Bush“ formiert.

Man wolle „die Kritik an der verantwortungslosen Politik der US-Administration deutlich machen“, heißt es in einer Erklärung des Bündnisses, das von lokalen und überregionalen Friedensgruppen dominiert wird. Geplant sind unter anderen ein Demonstrationszug von der Mainzer Innenstadt zum Hauptbahnhof und mehrere Kundgebungen. Die Polizei erwartet rund 6.000 Demonstranten. Zu friedlichen Protesten gegen den Bush-Besuch haben auch die Grünen in Rheinland-Pfalz aufgerufen.

Dass Bush die legendären Old Ironsides, deren Hauptquartier vor zwei Jahren nach Erbenheim verlegt wurde, besuchen will, hat den Wiesbadener Oberbürgermeister Hildebrand Diehl (CDU) geradezu elektrisiert. Er zieht alle Sicherheitsregister. So werden am Bush-Tag in Wiesbaden im gesamten Stadtgebiet die Mülltonnen nicht geleert, obgleich der Flughafen weit außerhalb der Stadt liegt. Müllfahrzeuge könnten schließlich einen Rückstau bis zu den gesperrten Stadtautobahnen verursachen.

Geschlossen werden in Wiesbaden auch alle Sporthallen. Die Vereine wurden bereits informiert. Richtig freuen über den Besuch von Bush können sich die Schul- und Kindergartenkinder in den Stadtteilen in der direkten Nachbarschaft zur Theodor-Heuss-Rheinbrücke. Über die wird Bush in einer gepanzerten Limousine von Wiesbaden nach Mainz fahren. Sie dürfen an diesem Tag daheim bleiben und müssen den Präsidenten am Straßenrand auch nicht mit Winkelementen grüßen.

Ganztägig gesperrt wird wohl die vierspurige Rheinbrücke zwischen Kastel und Mainz. Auf den Autobahnen wird der Verkehr wieder lahm gelegt, wenn Bush mit dem Sicherheitskonvoi nach Erbenheim zu den GIs dort fahren wird. Auch alle Brücken über die Autobahnen werden dann für den normalen Verkehr gesperrt. Eine Bürgerinformationshotline der hessischen Polizei ist seit gestern geschaltet: (08 00) 0 00 28 41. Auch in Mainz wurde eine Hotline unter (08 00) 1 23 51 23 eingerichtet. Die beiden Staatssekretäre in den Innenministerien von Hessen und Rheinland-Pfalz forderten die Bevölkerung gestern in Mainz auf, unbedingt auf Busse und Bahnen umzusteigen.

Transitreisende sollten das Rhein-Main-Gebiet an diesem Tag „großräumig umfahren“. „Dicht“ sei auf jeden Fall die Innenstadt von Mainz: von 10 Uhr bis 16 Uhr. Und kurzfristig angehalten würden auch die S-Bahnen und die ICEs mit Ziel Wiesbaden. Frau Bush kommt übrigens vielleicht schon einen Tag früher nach Deutschland, um in der Pfalz US-Armeestandorte und das US-Hospital in Landstuhl zu besuchen.