Werbung fürs Tarnkappen-Studium

MILITARY STUDIES An der Uni Hannover ist eine Broschüre zu einem fiktiven Studiengang im Umlauf

Die Leibniz Universität Hannover wehrt sich gegen unerwünschte Werbung: Unbekannte haben in der ersten Juniwoche eine Broschüre über einen Masterstudiengang „Military Studies“ verteilt. Mit dem Logo der Uni, den richtigen AnsprechpartnerInnen im Impressum und der Adresse der zentralen Studienberatung sieht das Faltblatt echt aus. Nur: Den Studiengang gibt es in Hannover gar nicht.

„Die Broschüre sieht fast identisch aus wie die Studiengangsinfobroschüren, die wir entwickeln“, sagt Uni-Sprecherin Stefanie Beier. In dem Blatt, das der taz vorliegt, werden detailliert Studienanforderungen beschrieben: „Kampfstoffkunde“ gehört zu den Pflichtkursen, „Auslandsaufenthalte können wichtige studienvorbereitende Schritte sein“. Das Infomaterial ist Beier zufolge nicht nur auf dem Campus verteilt worden: „Wir haben Anrufe von Hochschulen über Niedersachsen hinaus bekommen.“ Die Uni erstatte Anzeige gegen Unbekannt.

Hinter der Aktion vermutet Beier Studierende, die bereits während des Neujahrsempfanges gegen ein Forschungsprojekt des Instituts für Grundlagen der Elektrotechnik und Messtechnik protestiert hatten. Das von KritikerInnen als „Rüstungsauftrag“ bezeichnete Projekt hatte unter anderem untersucht, wie elektromagnetische Militäranlagen gesichert werden können. Die vom Bundesverteidigungsministerium geförderte Forschungsarbeit wurde Ende 2008 beendet.

Wer tatsächlich einen Studiengang „Military Studies“ belegen will, kann sich in Potsdam einschreiben: An der dortigen Uni unterrichten Lehrkräfte der Bundeswehr seit 2007 die Themenfelder Militär, Krieg und organisierte Gewalt. HELGE SCHWIERTZ