Warnsystem Gottes

In Marokkos Hauptstadt Rabat haben am Wochenende nach Angaben des britischen Senders BBC bis zu 3.000 Menschen zur Unterstützung der Zeitung Attajdid demonstriert. Das Blatt der islamistischen Partei PJD hatte mehrfach den Tsunami als Warnung Allahs beschrieben. Damit habe Gott seinen Zorn über den Sextourismus in Südostasien ausgedrückt. Marokko drohe eine ähnliche Katastrophe, sollte nicht entschieden gegen Unmoral vorgegangen werde, so Attajdid.

Das Blatt vertritt eine Linie, die in den letzten Wochen viele Imame in islamischen Ländern predigten. Als Beweis wird darauf verwiesen, dass etwa in der besonders betroffenen indonesischen Region Aceh Moscheen oft als einzige Gebäude nicht zerstört wurden. Dabei ignorieren die Anhänger der These der göttlichen Warnung, dass in Indonesien Pfusch und Korruption am Bau weit verbreitet sind, sich Baufirmen und -arbeiter dies aus religiösem Respekt beim Bau von Moscheen aber nicht trauen. Auch gab es in Aceh keinen Sextourismus.

Da die Attajdid-Artikel im marokkanischen Fernsehen kritisiert wurden und Forderungen nach einer Zensur des Blattes auslösten, wollten die islamistischen Demonstranten das Blatt mit ihrem Protest unterstützen. HAN