Yukos greift nach Strohhalm

Der russische Ölkonzern beantragt Gläubigerschutz in den USA, um die für Sonntag geplante Versteigerung zu stoppen. Moskau gibt dem Vorhaben aber keine Chance

HOUSTON/MOSKAU afp ■ Der russische Ölkonzern Yukos hat sich in den USA für zahlungsunfähig erklärt und will sich damit in der Affäre um milliardenschwere Steuernachforderungen des russischen Staates vor dem endgültigen Aus retten. Wie Yukos gestern in Houston im US-Bundesstaat Texas erklärte, wurde Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Konkursrechtes beantragt. Damit solle die für Sonntag geplante Zwangsversteigerung der wichtigsten Produktionstochter Yuganskneftegas noch verhindert werden.

Durch den Verkauf würde dem Konzern „ein direkter und irreparabler Schaden“ entstehen, argumentierte Yukos. Deshalb habe das Unternehmen eine „Umstrukturierung“ nach dem US-Insolvenzrecht beantragt. Yukos wies darauf hin, dass die US-Gesetzgebung „weltweite Rechtsprechung“ ermögliche.

Den Moskauer Behörden zu Folge kann der beantragte Gläubigerschutz die Zerschlagung nicht stoppen. Die Zwangsversteigerung finde auf Anordnung der Gerichtsvollzieher statt und könne nur durch deren Entscheidung ausgesetzt werden, sagte ein Vertreter des staatlichen Vermögensfonds der Nachrichtenagentur AFP in Moskau.

Die russische Regierung will am 19. Dezember knapp 80 Prozent der wichtigsten Ölfördertochter von Yukos zwangsversteigern. Mit dem Verkauf sollen ausstehende Steuerforderungen von über 19,5 Milliarden Euro beglichen werden. Analysten sehen als wahrscheinlichen Käufer den Gasprom-Konzern, der künftig mehrheitlich dem Staat gehört.

Yukos wird in Russland als Opfer eines Machtkampfes zwischen der Regierung und Konzerngründer Michail Chodorkowski gesehen. Vom Staat wurden die Steuerforderungen erst geltend gemacht, nachdem Chodorkowski versucht hatte, politischen Einfluss zu erlangen und sich offen gegen Kreml-Chef Wladimir Putin gestellt hatte.