Ein Fenster aus dem Internet

■ Die Bremer Bauteilbörse vermakelt gebrauchte Bauelemente. Zum Beispiel von einem Kaisenhaus aus Walle

Bremen taz ■ Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat die Bremer Bauteilbörse vor kurzem ihr erstes Abriss-Projekt vorgestellt: Eins der so genannten Kaisenhäuser im Waller Fleet wurde komplett ausgeschlachtet. Die Fenster, Türen, Heizungen und Terrassenplatten der schnuckeligen Immobilie sind jedoch nicht auf die Deponie gewandert, sondern ins Internet. Unter der Adresse www.bauteilboerse-bremen.de können diese und andere Teile begutachtet und vom Häuslebauer in spe erworben werden. Schon am ersten Abrisstag zog ein glücklicher Kunde mit einer Kiste voller Lichtschalter und Steckdosen aus dem Waller Häuschen von dannen.

Wie Projektleiterin Ute Dechantsreiter erklärt, bemüht sich die Börse um die ökonomisch und ökologisch sinnvolle Wiederverwertung gebrauchter Bauteile. „Wir stellen diese Elemente dann mit Bild und Beschreibung ins Internet. Kaufinteressenten können so schon Wochen vor dem Abriss direkt zum Verkäufer Kontakt aufnehmen.

Insgesamt wurden an der Baubörse, die seit Februar dieses Jahres existiert, bereits 350 Teile gehandelt. Zum Teil im Netz, zum Teil auch zum Anfassen im Bremer Bauteillager. „Dass wir ein ganzes Haus unter die Fittiche nehmen wie dieses, ist auch für uns neu“, so Dechantsreiter.

Und jetzt ist schon ein zweites in Arbeit: Ein Achimer Einfamilienhaus aus den siebziger Jahren ist das zweite Rückbauvorhaben der Börse, bei dem systematisch alle gut wieder verwendbaren Bauteile aufgenommen werden. Projektleiterin Karin Strohmeier: „Der Wintergarten, die Fenster, auch die Heizungsanlage waren sehr gut erhalten und entsprechend nach kurzer Zeit verkauft. Die Dachpfannen sind aber noch zu haben. Warum sollte Frau Schröder, die Eigentümerin, das wegschmeißen?“

Dabei sei es „immer auch ein bisschen traurig, Gebäude auszuschlachten, die man vielleicht lieber sanieren würde“, kommentiert Ute Dechantsreiter den Abriss des Waller Kaisenhauses. Diese aber müssen von Gesetz wegen abgerissen werden, wenn kein Berechtigter aus Nachkriegszeiten mehr darin wohnt. „Wir sind dann eben die letzte Instanz“, resümiert Dechantsreiter.

Mit der Bauteilbörse sollen Handwerker, Bauunternehmen, Abrissunternehmen, aber auch Privatleute dazu veranlasst werden, gebrauchsfähige Teile dem Markt erneut anzubieten. Gefördert wird das Projekt von der Bremer Energie-Konsens, den Bremer Entsorgungsbetrieben, der Bremer Innovations-Agentur und dem Senator für Bau, Umwelt und Verkehr.

Von Vorteil sei das nicht nur für den eigenen Geldbeutel, es spare auch Energie und Ressourcen. In Zahlen lässt sich das zum Beispiel so ausdrücken: „Wir haben schon rund 140 Quadratmeter Fensterfläche vermarktet und der Umwelt damit etwa 5,3 Tonnen Kohlendioxid erspart“, freut sich Dechantsreiter. hey

Börsentelefon: 0421-579 60 88Bauteillager in der Obervielander Straße 43, Öffnungszeiten: Mo.,Di., Mi. von 8.30 Uhr bis 12 und von 12.30 Uhr bis 17 Uhr. Jeden 1. und 3. Samstag im Monat von 9 bis 13 Uhrwww.bauteilboerse-bremen.de