Elfenbeinküste drohen UN-Sanktionen

Sieben Tote bei antifranzösischen Protesten in Abidjan. Frankreich beginnt mit der Evakuierung von Ausländern

NEW YORK/ABIDJAN dpa/epd/afp ■ Wegen der blutigen Unruhen in der Elfenbeinküste hat Frankreich im UN-Sicherheitsrat eine Resolution eingebracht, die der Regierung und den Rebellen in dem westafrikanischen Land mit Sanktionen droht. Über die Resolution sollte laut Frankreichs UN-Botschafter Jean-Marc de La Sablière noch gestern abgestimmt werden. Sie sieht Zwangsmaßnahmen vor, wenn sich die Konfliktparteien nicht bis zum 1. Dezember wieder an ein im Frühjahr 2003 vereinbartes Friedensabkommens halten. Paris war zuvor im Rat mit dem Ansinnen gescheitert, ohne weitere Vorwarnung Zwangsmaßnahmen gegen die Elfenbeinküste zu verhängen.

Mit der Androhung der Sanktionen, die von einem Waffenembargo bis zum Einfrieren von Auslandskonten reichen, soll vor allem die ivorische Regierung in die Schranken gewiesen werden. Sie hatte in der vergangenen Woche unter Missachtung des Waffenstillstands die Rebellen im Norden des Landes angegriffen. Dabei bombardierten ivorische Flugzeuge auch UN-Friedenstruppen und töteten neun französische Soldaten. Paris ließ darauf die kleine ivorsche Luftwaffe zerstören.

In Abidjan sind in der Nacht zu gestern bei einem Protestzug von einigen zehntausend Unterstützern des Präsidenten Laurent Gbagbo sieben Demonstranten getötet und mehr als 200 verletzt worden. Ein französischer Armeesprecher machte ivorische Soldaten für die Schüsse verantwortlich. Mehrere Augenzeugen behaupteten hingegen, französische Soldaten hätten das Feuer eröffnet. Auch gestern nahmen in Abidjan wieder tausende Demonstranten an antifranzösischen Protesten teil. Der Gbagbo-Berater Alain Toussaint warf den französischen Truppen vor, 50 Ivorer getötet und mehr als 600 verletzt zu haben. Im Radiosender Europe 1 sprach er von einem „Massaker“.

Die Pariser Regierung ordnete derweil die Beschlagnahme von zivilen Flugzeugen für die Evakuierung von Franzosen und anderen Europäern aus der Elfenbeinküste an. In den nächsten Tagen sollen bis 8.000 Ausländer ausfliegen. Gestern sollte bereits das erste Flugzeug starten. Das Auswärtige Amt in Berlin rechnet damit, dass auch etwa 40 Deutsche das Land verlassen wollten. Das Amt habe dazu die nötigen Vorbereitungen getroffen.

Am Dienstag war Südafrikas Präsident Thabo Mbeki in der Elfenbeinküste eingetroffen, um Friedensgespräche zu führen. Er zeigte sich nach einem ersten Gespräch mit Präsidenten Gbagbo zuversichtlich. Der wolle sich an das Waffenstillstandsabkommen halten. Die Konfliktparteien sollen an diesem Wochenende in Südafrikas Hauptstadt Pretoria zu Sondierungsgesprächen zusammenkommen.

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