Eisenman protestiert

Architekt des Holocaust-Mahnmals für Degussa-Lack auf Stelen. Seligmann: Denkmal gar nicht bauen

Der Architekt des Holocaust-Mahnmals, Peter Eisenman, hat gegen die Entscheidung protestiert, Degussa den Graffitischutz-Auftrag zu entziehen und vorerst keine Betonstelen mehr aufzustellen. Dem Unternehmen war wegen der Produktion des Giftgases Zyklon B für die NS-Vernichtungslager vom Kuratorium der Mahnmal-Stiftung der Auftrag wieder entzogen worden. Eisenman betonte, dass unter den heute noch bestehenden deutschen Firmen, die in das Nazisystem verstrickt waren, „gerade Degussa bei der Aufarbeitung seiner Vergangenheit als Vorreiter“ gelte: „Wir können heute nicht mehr alle Deutschen für die Sünden ihrer Väter und Großväter verantwortlich machen.“

Auch der israelische Exbotschafter in Deutschland, Ave Primor, betonte am Mittwoch, „rational“ spreche nichts gegen Degussa. Für ihn war der Auftragsentzug eine „emotionale Entscheidung“. Es gebe beim Holocaust „eben Dinge, die nicht mit Ratio, also Vernunft, bewertet werden können“, sagte er. Degussa habe viel für die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit und für die Wiedergutmachung getan.

Bausenator Peter Strieder (SPD) zufolge wird das Kuratorium entscheiden, was mit den bereits produzierten Stelen geschehen soll. Kostenrahmen und Fertigstellungstermin seien wohl einzuhalten. Unterdessen forderte der jüdische Schriftsteller Rafael Seligmann, auf das Denkmal zu verzichten. Von einem „Häufchen Bußsüchtiger unter Führung der Holocaust-Kassandra Lea Rosh abgesehen“ wolle es in Berlin niemand. DDP, TAZ